Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch; Latein, Altgriechisch; Russisch; Japanisch, Chinesisch; Arabisch; Mittelägyptisch; Sanskrit und Hindi etc.
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Montag, 26. August 2013

ERICH FROMM

Erich Fromm

* 1900 in Frankfurt/Main
+ 1980 in Muralto

Erich Fromm ist ein aus Deutschland stammender Sozial-Psychoanalytiker, Philosoph und Gesellschaftskritiker, der in die USA und nach Mexiko emigrierte.
Fromm wurde auch vom Judentum geprägt. Er vertrat Positionen des Demokratischen Sozialismus und der Frankfurter Schule und verband wie andere "Frankfurter" Positionen des Marxismus und des Freudianismus (sog. Freudo-Marxismus).   



Erich Fromm wurde in Frankfurt am Main als Sohn des jüdischen Weinhändlers Naphtali Fromm und dessen Frau Rosa (geb. Krause) geboren. Fromm beschäftigt sich schon früh mit Talmudstudien und mit den Werken von Ernst Bloch. Aus der religiösen Familie sind viele Rabbiner hervorgegangen.
Nach seinem Abitur 1918 fing er zunächst ein Jurastudium an, wechselte dann aber zur Soziologie nach Heidelberg und promovierte 1922 bei Alfred Weber ("Das jüdische Gesetz"). Erich Fromm war anfangs im Kartell Jüdischer Verbindungen aktiv und es dauerte eine Weile, bis er sich vom orthodoxen Judentum entfernte. 1926 heiratete er die Psychoanalytikerin Frieda Reichmann (1931 Trennung, 1942 Scheidung). Ende der 20er-Jahre machte Fromm in Berlin bei dem Juristen Hanns Sachs (Nicht-Mediziner) eine psychoanalytische Ausbildung.
Ab 1930 arbeitete Erich Fromm auf Einladung Max Horkheimers am Frankfurter Institut für Sozialforschung als Leiter der Sozialpsychologischen Abteilung. In Berlin arbeitete er mit Wilhelm Reich und Otto Fenichel arbeitete er an der freudomarxistischen Theoriebildung.
1932 musste Fromm wegen einer Tuberkulose-Erkrankung nach Davos (Schweiz).
Durch die Machtübernahme der Nazis 1933 gerät das Institut für Sozialforschung unter Druck und muss 1934 nach New York emigrieren. Fromm eröffnet dort auch eine psychoanalytische Praxis und bewahrt seine Unabhängigkeit. Bis 1939 hält er auch Vorlesungen an der New Yorker Columbia-Universität.
1939 trat Fromm aus dem Institut für Sozialforschung wieder aus, weil er mit dem gewachsenen Einfluss Adornos nicht einverstanden war.
1940 erhielt Fromm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
1941 veröffentlichte Fromm das Werk "Die Furcht vor der Freiheit". Darin entwickelte er die Ideen Sigmund Freuds weiter. Fromm vertritt eine andere Triebtheorie und bezieht gesellschaftliche Faktoren stärker ein.
Einige sprechen von Neo-Psychoanalyse, der Neuansatz geht aber auf Vorarbeiten der frühen 30er-Jahre zurück, als Fromm eine analytischer Sozialpsychologie basierend auf den Ideen von Marx und Freud entwickelte.
Von 1941 bis 1950 war Fromm Professor für Psychologie in Vermont. 1944 heiratete er Henny Gurland (+ 1952).
1947 veröffentlichte Fromm "Psychoanalyse und Ethik". 1949 siedelte er nach Mexiko über, wo er eine neue Praxis eröffnete. Fromm nahm auch wieder Lehrtätigkeiten auf und erhielt eine ausserordentliche Professur für Psychoanalyse an der Staatsuniversität in Mexico City. 1953 heiratete Fromm Annis Freeman und zog mit ihr nach Cuernavaca (nahe Mexico City).
1956 landete Fromm mit "Die Kunst des Liebens" wieder einen publizistischen Erfolg.
Erich Fromm leitete aus seiner psychoanalytischen Arbeit auch politische Konsequenzen ab und engagierte sich in den folgenden Jahren gegen die Atomwaffenpolitik der USA.
1963 eröffnete er das Mexikanische Psychoanalytische Institut.
Im Jahre 1965 wurde Fromm dann emeritiert. Im selben Jahr gab er mit Herbert Marcuse und Ernst Bloch das Werk "Humanist Socialism" heraus.
Doch Fromms Gesundheit war angegriffen. 1968 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, 1977 einen weiteren.
1974 siedelte Fromm nach Muralto im Tessin über, wo er sich vorher schön öfter aufgehalten hatte.
1976 konnte er noch sein berühmtes Werk "Haben oder Sein" veröffentlichen.
Im Jahre 1980 starb Fromm in Muralto an einem weiteren Herzinfarkt. Kurz danach erschien die Gesamtausgabe seiner Werke.
Im darauffolgenden Jahr wurde ihm posthum in Frankfurt die Goethe-Plakette verliehen.


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
DHM.de
-
Funk, Rainer: Erich Fromm. Liebe zum Leben. Eine Bildbiografie; München 2011




ERDZEITALTER (ÄON)

Die Paläontologie unterteilt wie die Geowissenschaften die Erdgeschichte in Zeitalter (Äone).
Die Äone (Äonotheme) sind Phanerozoikum (Dauer: 540 Mio.), Proterozoikum (1950 Mio.), Archaikum (1500 Mio.) und Hadaikum (600 Mio.).
Sie werden weiter in Ären (Äratheme) unterteilt, diese in Perioden (Systeme).
Die Erde wäre danach 4,5 - 5 Mrd. Jahre alt.
Vorsicht: Die Bezeichnungen wechseln oft!

Ära (Ärathem)                                              Periode (System)

Känozoikum (Erdneuzeit)           Quartär        Holozän                 Qu.: Wechsel von Warm- und Eiszeiten,
65 Mio. Jahre Dauer                  2,5 Mio.     Pleistozän                      Hominisation
                                                                     Pliozän
                                                  (Tertiär)       Miozän                  Te.: vergleichsweise heisses Klima,
                                                                     Oligozän                       Säugetiere nach Sauriersterben "stark"
                                                                     Eozän
                                                                     Paläozän
Mesozoikum (Erdmittelalter)                          Kreide
185 Mio. Jahre                                              Jura
                                                                     Trias              
Paläozoikum (Erdaltertum)                             Perm
290 Mio. Jahre                                              Karbon
                                                                     Devon
                                                                     Silur
                                                                     Ordoviz(ium)
                                                                     Kambrium
-
Neoproterozoikum (-frühzeit)                         Ediacarium
                                                                     Cryogenium
                                                                     Tonium                                                                
Mesoproterozoikum                                      Stenium
                                                                     Ectasium
                                                                     Calymmium
Paläoproterozoikum                                      Statherium
                                                                     Orosirium
                                                                     Rhyacium
                                                                     Siderium
-
Neoarchaikum (-urzeit)                                  
Mesoarchaikum
Paläoarchaikum
Eoarchaikum
-
Hadaikum
---
Anmerkungen:
Die Bezeichnung der Erdzeitalter und Ären kann deutlich variieren.
Proterozoikum = Algonkium, Eozoikum
Archaikum       = Azoikum
Die Zeit vor dem Kambrium wird auch als Präkambrium bezeichnet.
-
Einige Zeitbezeichungen erfolgen auch in Ma (Megannum = 1 Mio. Jahre).
Im Englischen Sprachraum verwendet man auch mya (million years ago).
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Die moderne Paläontologie (Wissenschaft von der urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt) entwickelte sich im 18. Jhd. Einer ihrer Mitbegründer war der Franzose Georges Cuvier.



Mittwoch, 21. August 2013

DIOGENES LAERTIOS

Diogenes Laertios war ein antiker Philosophiehistoriker, der eine Geschichte der antiken Philosophie in zehn Bänden/Büchern verfasste. Er lebte wahrscheinlich im 3. Jhd.

Über das Leben von Diogenes Laertios ist fast nichts bekannt. Man schliesst auf das 3. Jhd. aufgrund der im Werk genannten Lebensdaten der Philosophen. Auch die Herkunft und Bedeutung seines Beinamens sind umstritten. Vielleicht ist er nur ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Diogenes-Namensträgern.

Der genaue Titel seines Hauptwerkes ist nicht ganz einheitlich überliefert. Er lautete aber in etwa: Sammlung/Zusammenstellung über Leben und Lehren (berühmter) Philosophen (φιλοσόφων βίων καὶ δογμάτων συναγωγή). Das bedeutet, moderner und abstrakter ausgedrückt, dass er sich der Biographie und Doxographie verschrieben hat, was in der Antike selten kombiniert wurde.
Das Werk gilt generell als "alleinstehend", weil es von anderen Autoren weitgehend ignoriert wurde. Auch grenzt sich Diogenes nicht polemisch gegen bestimmte Ansichten anderer Autoren ab.
Diogenes hat vielmehr verschiedene Nachrichten, Anekdoten und Sentenzen gesammelt und nebeneinandergestellt. Die Quellen seiner Abhandlung bleiben weitgehend unklar. Man vermutet aber, dass er meistens nicht aus erster Hand zitiert hat. Eine Ausnahme bilden aber Briefe und Testament des Epikur im letzten Buch.
Es wird vermutet, dass Diogenes Favorinus und Diokles von Magnesia als Quelle benutzt hat. Sicher ist aber auch das nicht. Dazu kamen wohl noch Apophthegmensammlungen (Sprüche, Sentenzen, Gnomen).

Diese mangelhafte Ordnung oder sogar Unordnung wird Diogenes von Kritikern auch zum Vorwurf gemacht. Allerdings ist seine Sammlung über die griechische Philosophie sehr umfangreich ("Allroundwerk") und hat darin wenig Konkurrenz.
Nietzsche lobte ihn mit Einschränkungen: „Was ist uns Diogenes Laertios? Es würde niemand über die philiströse Physiognomie dieses Schreibers ein Wort verlieren, wenn er nicht zufällig dieser tölpelhafte Wächter wäre, der Schätze hütet, ohne ihren Wert zu kennen.
Er ist der Nachtwächter der griechischen Philosophiegeschichte, man kann nicht in sie hinein, ohne dass einem nicht von ihm der Schlüssel gegeben wird.“
Dieses Durcheinander heisst aber nicht, dass Diogenes dem Werk keine Richtung gegeben hat. Er teilt die Philosophie grob in eine ionische und eine italische Richtung ein. Diogenes gliedert sein Werk darüber hinaus nach Schulen, bei einigen Philosophen ist diese Zuweisung aber umstritten.

Inhaltsübersicht:

 1. Die Sieben Weisen. Die Einteilung der Philosophie in eine ionische und eine italische Richtung.
    (Umstrittene Einteilung des Autors.)
 2. Anaximander. Anaxagoras. Sokrates. Die "kleinen Sokratiker" (z. B. Aristippos).
 3. Platon
 4. Die Schüler Platons.
 5. Aristoteles und die Peripatetische Schule.
 6. Antisthenes und die Kynische Schule.
 7. Die Stoa: Zenon. Kleanthes. Chrysippos.
   (Teile des Buches sind verloren.)
 8. Pythagoras. Empedokles. Die Pythagoreer.
 9. Heraklit. Xenophanes. Parmenides. Zenon von Elea. Leukippos. Demokrit. Protagoras. Pyrrhon von Elis.
    Timon.
10. Epikur



DE SADE, DONATIEN ALPHONSE FRANCOIS MARQUIS



De Sade wurde am 02.06.1740 als Sohn einer traditionsreichen Adelsfamilie mit Kontakten zu den Bourbonen geboren, die aber mit ihrem Vermögen nicht immer gut gewirtschaftet hat.

Angeblich kam es bei de Sade schon bei der Taufe zu Namensverwechslungen. Auch in seinem späteren Leben sollte er mehrere Namen angeben. De Sade wuchs innerhalb seiner Familie in Paris und auf Besitztümern in der Provence auf. Ab seinem zehnten Lebensjahr ging er für vier Jahre auf das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand und danach auf eine Militärakademie. An beiden Institutionen hatte er Probleme mit dem Gruppenzwang.

Am Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) nahm er als Kavallerieoffizier teil. Auch hier hatte er Ärger mit dem Drill. Danach heiratete er 1763 Renée-Pelagie de Montreuil, die zwar aus einer weniger etablierten, aber dafür sehr reichen Familie stammte. 1764 erbte er von seinem Vater das Amt des königlichen Generalleutnants einiger an die Schweiz (Eidgenossenschaft) grenzenden Provinzen.

Sade hatte mit seiner Frau drei Kinder. Gleichzeitig trieb er sich oder verführte Hausangestellte. Bei einigen Orgien soll sie ihn unterstützt haben.
1768 wurde de Sade von einer jungen Frau beschuldigt, sie ausgepeitscht und vergewaltigt zu haben. Schliesslich nahm sie die Anzeige aber gegen eine Geldzahlung zurück.
De Sade verliess trotzdem Paris und zog auf sein Schloss La Coste in der Provence.
1772 gab es neue Anschuldigungen von Prostituierten aus Marseille. De Sade soll sie mit mit Kantharidin versetzten Anisbonbons verführt haben. Eine der Frauen starb daran.
De Sade wurde daraufhin zum Tode verurteilt.

De Sade floh nach Italien und wurde dabei von einer jungen Schwägerin, einem Stiftsfräulein, begleitet. 1777 wurde er aber bei einer Rückkehr nach Paris festgenommen und in Vincennes eingesperrt. Trotzdem wurde das Todesurteil 1778 zurückgezogen.
De Sade blieb aber weiterhin in Haft und brach 1784 aus. Seine Freiheit währte aber nur kurz und er kam in die Bastille. De Sade litt aber nicht übermässig unter seiner Haft, sondern konnte sich Bücher und Speisen von ausserhalb des Gefängnisses kommen lassen. Er begann auch mit der Abfassung eigener Werke.

Das literarische Werk de Sades ist bekannt für seine Beschreibungen sexueller Ausschweifungen. Der moderne Begriff Sadismus erinnert daran. De Sade hat sich aber auch philosophischen Themen gewidmet.
Er war Anhänger der Ideen der Aufklärung und vertrat atheistische Positionen. Er interpretierte die Naturrechtsidee aber so, dass das Recht auf der Seite des Stärkeren liegt. Hierin unterscheidet er sich von anderen Aufklärern wie LaMettrie.
De Sade wollte zwar die gesellschaftlichen Zwänge des Ancien Régime überwinden, darunter die Monarchie und die Herrschaft des Klerus, war aber nicht bereit, auf seine privilegierte Stellung und seinen Besitz zu verzichten.
De Sade wollte das Individuum befreien und vertrat einen rücksichtslosen Hedonismus. In seiner hemmungslosen Hingebung an Naturtriebe forderte er die Straffreiheit für Ehebruch, Inzest und eventuell sogar Mord.

De Sade lebte in einer ereignisreichen Zeit. Gesellschaftliche Umwälzungen standen an. Kurz bevor eine aufgebrachte Menschenmenge am 14.07.1789 die Bastille stürmte, wurde er nach Charenton in die Irrenanstalt gebracht. Im Verlauf der Revolutionswirren kam er 1790 wieder frei.
De Sade schloss sich sogar den Jakobinern an, also einer radikalen Fraktion der Revolutionäre. Als dann aber die Schreckensherrschaft anbrach, wurde er unter Maximilien Robespierre eingesperrt und zum Tode verurteilt. Zur Hinrichtung kam es jedoch nicht mehr, weil Robespierre selber hingerichtet wurde.
Schnell war klar geworden, dass de Sade zwar einige Barrieren des Ancien Régime aufbrechen wollte, aber keine Lust verspürte, vom Hedonismus zur Askese überzuwechseln.
Als 1795 das Direktorium an die Macht kam, konnte de Sade als freier Bürger leben, musste aber seinen Besitz verkaufen.
1801 wurde er unter Napoleon Bonaparte erneut eingesperrt und 1803 für geisteskrank befunden und wieder in Charenton eingesperrt. Napoleon wollte die nationale Moral straffen, obwohl er selber sexuell ausschweifend lebte. De Sade nutzte seine erneute Gefangenschaft wieder literarisch produktiv und schrieb biographische Romane und Theaterstücke. Am 2. 12. 1814 starb er nach einer Orgie in Charenton im Alter von 74 Jahren.


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
-
Walter Lennig: Marquis de Sade; Hamburg 1965




Donnerstag, 15. August 2013

IBERER

Iberische Falcata

Die Iberer waren vorindogermanische Völker (bzw. Stämme), die vom 6. Jhd. v. Chr. (oder früher) bis zu ihrer Romanisierung auf der Iberischen Halbinsel siedelten. Dort waren sie v. a. im Südosten zu finden, was auch am Verfolgungsdruck anderer Völker lag.
Der Name Iberer stammt vom lat. Hiberus (Spanier), was sich wiederum auf Iberus (Ebro) bezieht.
Die Iberer gerieten schon vor der Romanisierung unter Verfolgungsdruck durch Karthager und Kelten.
Der Ursprung der Iberer ist umstritten. Es kann sich um einheimische Gruppen aus spätbronzezeitlicher Tradition gehandelt haben, aber auch um Gruppen, die aus Afrika eingewandert sind. Selbst dann ist noch die Frage, ob sie aus Nordafrika stammten oder aus dem östlichen Mittelmeerraum.
Die genaue ethnische Zugehörigkeit ist noch nicht geklärt. Genetische Hinweise deuten entweder auf west- oder auf osteuropäische Ursprungsgebiete hin. Einige Forscher glauben, dass die Iberer schon in der späten Jungsteinzeit, vielleicht schon im 4. Jtd., in die Iberischen Halbinsel eingewandert sind.
Eine Theorie besagt, dass in der späten Jungsteinzeit in Europa eine grosse Megalithkultur (weitgehend einheitlich) geherrscht hat und die Iberer ein Teil dieser Kultur waren.

Die Iberische Halbinsel (Iberia) um 300 v. Chr.

Die Iberer bildeten eine Kulturgruppe, die Gemeinsamkeiten in Sprache, Tracht, Siedlungsweise, Kunst (Keramik) und Bewaffnung aufwies.
Eine frühe Quelle über die Iberer ist der römische Geschichtsschreiber Marcus Terentius Varro (Plinus maior; Nat. Hist. III, 1 - 8), der behauptet, Spanien sei von Iberern, Perser, Phöniziern, Kelten und Puniern (Karthagern) besiedelt worden.
Anm.: Statt Persern sollte man die Griechen nennen!
Quellentext: "in universam Hispaniam M. Varro pervenisse Hiberos et Persas et Phoenicas Celtasque et Poenos tradit."
Auch griechische Schriftsteller berichten von Iberern, die neben den Ligurern (NO-"Spanien", Südgallien, NW-Italien) die Halbinsel besiedelten. Die Iberer sind aber nicht mit den "kaukasischen Iberern" am Schwarzen Meer zu verwechseln!

Kriegerrelief von Osuna - Iberischer Ritter (Moixent, Valencia)

Die Phönizier errichteten einen frühen Handelsstützpunkt auf der Halbinsel Gadir (Gades), heute Cadiz. Wahrscheinlich trafen sie dabei oder etwas später auch auf Iberer. Auch Griechen bauten Kontakte auf die Iberische Halbinsel auf. Ein wichtiges Handelsgut war Silber.
Die Iberer hatten Kenntnisse in Metallverarbeitung (Bronze) und im Ackerbau. Später gab es eine ausdifferenzierte gesellschaftliche Schichtung und einen Städtebau. Die befestigten Städte, auch Oppida genannt, breiteten sich von Süden bis an die heutige spanisch-französische Grenze aus. Beispiele sind die Oppida von Ullastret und Enserune.

Ab dem 5. Jhd. v. Chr. wanderten die Kelten westwärts und übten Druck auf Ligurer, Italiker und Iberer aus. Im Nordwesten bildeten sich als Mischvolk die Keltiberer, deren Sprache aber fast ausschliesslich keltisch war. Eine übliche Stammeseinteilung der Iberer ist daher: Keltiberer, Lusitanier, Asturer und Kantabrer, Turdetaner.
Die Iberer trieben intensiven Handel mit anderer Kulturen, besonders mit Karthagern und Griechen.
Handelsprodukte waren neben anderen Kunstgegenstände (Keramik) und Silber. Die iberische Kunst übernahm dabei auch Ideen der Nachbarvölker und der Griechen.
Im 3. Jhd. bekamen die Iberer in den Punischen Kriegen auch Druck aus dem Süden. Die Karthager besetzten das Land eine Zeit lang und Hannibal setzte in seinem Heer gegen Rom auch iberische Truppen ein. Nachdem die Karthager aber von den Römern besiegt worden waren, erwiesen sich die Römer als das Volk, das die politische Unabhängigkeit der Iberer endgültig beenden würde. Auf die politische Unterwerfung folgte dann die kulturelle Romanisierung.
(Nach dem Römischen Reich griffen Germanen, Araber und Mauren nach der Iberischen Halbinsel.)

Dama de Elche (gef. 1897) - Dama de Guardamar (D. de Cabezo Lucero; gef. 1987)

Die iberische Sprache ist nur schwer zuzuordnen. Sie wird allgemein zum Kreis der altmediterranen Sprachen zugeordnet. Ob sie aber mit dem Baskischen verwandt ist, ist umstritten.
Iberische Texte liegen bislang aus der Zeit zwischen dem 5. und dem 1. Jhd. v. Chr. vor. Die meisten Kurztexte stammen aus Weih- und Grabinschriften. Beschreibstoffe waren Keramik, Stein oder Bleiplatten. Bis heute sind rund 2000 Inschriften entdeckt worden. Diese sind meistens kurz gehalten. Eine von mehreren Ausnahmen bildet die Inschrift von Yatova (Valencia) mit mehr als 600 Zeichen.
Zur Aufzeichnung dienten mehrere Schriftsysteme:
Die nordostiberische Schrift, die südostiberische Schrift, die mit ihr verwandte südlusitanische (tartessische) Schrift, die keltiberische Schrift und z. T. die gräko-iberische Schrift aus dem heutigen Alicante (und Murcia) an der Südostküste. Die tartessische Schrift ähnelt der südostiberischen Schrift.
Alle Schriften stammen ursprünglich von der phönizischen Schrift ab, möglicherweise mit einer griechischen Vermittlerrolle.
Die meisten gefundenen Inschriften wurden in der nordostiberischen Schrift beschrieben, daher gilt diese an sich regional begrenzte Schrift bei vielen Forschern auch als DIE iberische Schrift. Glücklicherweise gilt diese Schrift auch als weitgehend entziffert, so dass wir zum einen eine angemessene Materialsammlung haben und zum anderen diese entziffern können. Schwierig ist nur die Sprachrekonstruktion aus dem entzifferten Material.

Platte von Ullastret

Dienstag, 13. August 2013

GLADIATOREN-EPIGRAMME


Jean-Leon Gerome: Pollice Verso (1872)

Merkelbach/Stauber: 17/10/05 Xanthos

Der Gladiator Victor, primus palus
(Inschrift auf einer Basis)

Biktora palo(n a) sekoutora
-
Biktora ton stenaron me sekoutora nu(n) esorate,
on pantes tromeon sunzugoi en stadiois:
üou patris hn Libuh nun de Xanqoio me gaia
Auxanion dapedon katecei sun dogmati Moiron.
Paize, gela, parodeita, blepwn üoti kai se qanein dei.
-
Amazw(n) Biktori andri (i)div ek ton eautou mneias carin ton bwmon.
Ei tis de kaqel(w)v oruxh, dwsei eis to fiskon (dhnaria) f.
(c)airetai, parodeitai. 
 

Übersetzung:

Für den secutor Victor, palus primus
-
Jetzt seht mich an, vorübergehende, den Victor, den starken secutor,
den alle Partner auf dem Kampfplatz fürchteten,
dessen Vaterland Libyen war; nun birgt mich die Erde von Xanthos
die auxanische Ebene, nach dem Beschluss der Moiren (Schicksalsgöttinnen).
Wanderer, spiele, lache, denk daran, dass auch du sterben musst.
-
Amazon hat den Altar aufgestellt zum Gedenken an ihren Mann Victor auf eigene Kosten. Wer ihn
aber wegnimmt und (die Erde) aufgräbt, muss dem Fiscus 500 Denare bezahlen. - Wanderer, seid gegrüsst!


Merkelbach/Stauber: 17/10/06 Xanthos

Der Gladiator Achilleus, primus palus
(Inschrift auf einer Basis)

ton qeon auton soi meinon, xene, mh me parelqhs,
mecris idhs sthlhs ta prokeimena grammata Mouswn.
ou gar kauchsetai Euprephs kat emou.
oud epiluphsei me ton aqlion oude dunate.
ei de me kai Moirhs mitos hgagen is caos elqein, 
tout eferen Acillei, pros Xanqion astu katelqein. 
-
Panqia tw idiw andri Acillei p(alw) a murmilwnwn ek twn idiwn mneias carin.
os an de ton bwmon metaqhsei h anoruxh, dwsei is thn (polin (dhnaria))  
bf kai is ton f(iskon) (dhnaria) a m(uria)


Übersetzung:

Bei Gott! Fremder, bleib stehen, geh nicht an mir vorbei,
bis du auf der Inschrift die vorhandene Schrift der Musen gesehen hast.
Denn Euprepes wird sich nicht des Sieges über mich rühmen
und kann mich Unseligen auch nicht betrüben, das kann er gar nicht.
Als mich aber das Gespinst der Schicksalsgöttinnen dazu geführt hat, in das Dunkel zu gehen,
da hat es den Achilleus (= mich) dazu gebracht, in die Stadt Xanthos zu fahren.
-
Panthia ihrem Mann Achilleus, dem primus palus der Myrmillonen,
zum Gedenken, auf eigene Kosten.
Wer aber die Basis wegrückt oder (die Erde) aufgräbt, muss der Stadt 2500 Denare bezahlen
und dem Fiscus 1000 Denare.



Dienstag, 6. August 2013

DER FALL MICHAEL LUCHTING (MORD ODER SELBSTMORD?)

Michael Luchting


+ 1982

Michael Luchting war ein deutscher Kaufmann, Playboy und Zuhälter.

Anhang:
Crime-Pool
Die Banden auf St. Pauli



Der Fall Michael Luchting gibt den Ermittlern bis heute Rätsel auf.

Michael Luchting, genannt "der Schöne Mischa" und das M der Zuhälterbande GMBH, wurde 1982 in einem Wald bei Hamburg an oder neben einem Hochsitz erhängt aufgefunden. In seinem in der Nähe geparkten Auto wurden 2 handgeschriebene Abschiedsbriefe gefunden. Bis heute ist es unklar, ob dieser Todesfall als Mord oder Selbstmord zu werten ist.
Michael Luchting war als Zuhälter in den 70er- und frühen 80er-Jahren sehr erfolgreich. Er hatte in der grossen Zuhälterbande GMBH die Aufgabe des Poussierers, also die der Anwerbung von Frauen.


HERKUNFT

Michael Luchting kam aus Stuttgart und hatte früh seinen Vater, ein Kammermusiker, verloren. Luchting wuchs in einem Internat auf und machte danach eine Banklehre.
Dann kam er über die Bundeswehr nach Hamburg und arbeitete dort nach seinem Wehrdienst als Kellner und später als Poussierer. So begann für ihn der Einstieg in das Milieu. Im Jahre 1973 lernte er eine reiche Prostituierte aus dem Eros-Center kennen, die 1975 in ihrem Dienst ermordet wurde. Luchting erbte ein Vermögen. Allmählich baute er auch die GMBH zu ihrer bekannten Grösse auf.
Luchting galt als Dressman und zeigte seinen Reichtum offen. Im Sommerurlaub in Spanien, gerne auf Gran Canaria, feierte er ausufernde Feste und liess manchmal auch eine GMBH-Fahne hissen. Auf solchen Festen sollen viele Drogen konsumiert worden sein. Bisweilen liess Luchting sogar seinen cremefarbenen Rollce-Royce aus Hamburg nachkommen oder sein Sportboot. Einigen war das aber zu dick aufgetragen.
In solchen Ferienorten trafen sich damals Zuhälter aus grossen Städten Deutschlands und Österreichs.
Die GMBH beschloss, auch in diesen Urlaubszentren ihre dubiosen Geschäfte zu betreiben. Das führte aber dazu, dass Michael Luchting auch dort in die Streitereien im Milieu und ins Visier staatlicher Ermittler geriet. Damit begann sein Abstieg.


VERHAFTUNG IN GRAN CANARIA

Im Dezember 1981 ging Luchting wieder nach Gran Canaria, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelte (auch aufgrund einer Prostituiertenaussage) und ihm "nach Windsurfen zumute" war. Seine Freundin Manuela "Manu" Luchting, seinen Rollce-Royce und sein Rennboot nahm er mit. Über seinem gemieteten Penthouse wehte wieder die GMBH-Flagge.
Doch Luchtings Auftreten war zu egozentrisch und er erkannte das sich ändernde Machtgleichgewicht auf St. Pauli nicht. Auch auf Gran Canaria war ihm das Glück nicht mehr hold. Einige Frauen warfen ihm vor, sie zur Prostitution gezwungen zu haben. Luchting musste daraufhin in den Knast von Telde auf Gran Canaria.
Während er im Gefängnis einsass und versuchte, einerseits freizukommen und andererseits seine Geschäfte in Hamburg unter Kontrolle zu halten, verschworen sich die anderen GMBH-Mitglieder gegen ihn und teilten seinen Geschäftsbereich unter sich auf. Die damaligen spanischen Gefängnisse so kurz nach der Franco-Zeit waren auch nicht angenehm.


VERSUCH, DIE NIEDERLAGE ABZUWENDEN

Luchting versuchte, aus dem spanischen Gefängnis heraus die Dinge wieder in den Griff zu bekommen. Dazu sprach er zum einen mit seiner Lebensgefährtin Manuela Luchting, zum anderen mit seinen Stellvertretern.
Dieser Versuch erwies sich jedoch als schwierig, da mindestens einer der Stellvertreter danach in Norddeutschland ermordet wurde. Dieter Mohr, eine Art Geldbote der GMBH, bekam in seinem Haus besuch von zwei Polizisten, die sich als gedungene Killer entpuppten. Als er aufmachte, war er sofort tot. Auch Dieter Förster, der "Wucherer von St. Pauli", soll mit dem Fall Luchting zu tun gehabt haben. Er wurde tot im Kofferraum seines Audis aufgefunden.

Luchting überlegte sich zuerst, ob er seine Position mit Gewalt wieder zurückerobern könnte, gab dann aber frustriert auf. So zumindest eine Version des Vorgänge. Eine andere ist, dass er den Kampf aufnehmen und sich rächen wollte. Eine dritte ist, dass er in harmlosere Geschäftsbereiche umsteigen wollte.


TOD

Auf jeden Fall wurde Michael Luchting 1982 bei einem Hochsitz in einem Waldstück bei Thieshope gefunden. Sein Geld (ca. 6000 DM) hatte er noch bei sich und sein Sportwagen stand in der Nähe. In dem Wagen lagen zwei Schreiben, die eine Art Abschiedsbrief und Testament darstellten. Darin stellt sich Luchting als verzweifelt dar und bittet seine Mutter, Walter "Beatle" Vogeler und Anwälte, seinen Nachlass zu verwalten.
Auch um Luchtings Tod ranken sich mehrere Geschichten. Hauptsächlich streitet man sich über die Frage, ob es um einen Mord oder Selbstmord ging.
Es kann ein Selbstmord aus Enttäuschung gewesen sein, aber auch ein Mord.
Wenn es aber ein Mord war, muss noch geklärt werden, wie er zustande kam und wer der oder die Täter waren. "Angebote" für die Tatausführung wären eine vorgehaltene Waffe (z. B. Pistole, Revolver, Schrotflinte) und/oder eine injiziertes Gift. Angebote für mögliche Täter wären die GMBH selber, Werner Pinzner oder eine Verbindung mehrerer Gruppen. Wenn es Werner Pinzner gewesen wäre, hätte er aber einen Hafturlaub genutzt haben müssen (was er in seiner Ganovenkarriere aber oft getan hat).


Quellen der Tatversionen:

- Stefan Hentschel beschreibt den Tod Michael Luchtings als Selbstmord,
  den begründet er durch dessen verzweifelte Lage und die harten Haftbedingungen in Spanien;
  allerdings wurde Hentschel trotz seiner Unabhängigkeit eine Nähe zur GMBH nachgesagt
- Thomas Born spricht von Selbstmord
- die Mutter von Michael Luchting legte einen Selbstmord nahe, weil er niedergeschlagen gewesen sei
- die Polizei wertet den Tod offiziell als Selbstmord;
   (in internen Dossiers ging sie Dagobert Lindlau zufolge damals von Mord aus)
- StA Rüdiger Bagger lässt die Frage offen
- Thomas Osterkorn (Journalist, u. a. stern) spricht von Mord
- Janny Gakomiros bezeichnete den Tod als Mord und sah Pinzner als einen der Killer;
  seiner Darstellung nach plante Luchting, in ungefährlichere Geschäftsideen zu investieren und war guten
  Mutes
- Dagobert Lindlau vermutet einen Mord