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Montag, 19. Oktober 2015

KRIEGSTHEORIEN

Der Themenbereich "Kriegstheorien" ist ein äußerst interessantes und relavantes Forschungsfeld. Trotzdem mangelt es hier an Überblicksdarstellungen.
Ausnahmen bestätigen die Regel: In den 90er-Jahren erschien von Seyom Brown das Werk "The Causes and Prevention of War".
Und (erst) 2011 erschien von Thomas Jäger und Rasmus Beckmann das "Handbuch Kriegstheorien".

Wir werden uns hier vor allem, aber nicht nur, auf das "The Causes and Prevention of war stützen.
Schwierig bei der Einteilung ist die Frage, ob man von Denkschulen ausgehen soll - was wir hier primär getan haben - oder von individuellen im Gegensatz zu kollektivistischen Ansätzen. 


1. Biologische Theorien ("biomaterialistisch"):

  • der Mensch hat entweder einen biologisch begründbaren triebhaften Zwang zu Aggression und Krieg oder zumindest das Potenzial dazu
  • akademische Grundlagen sind die Humanethologie (E. = Verhaltenslehre), die Genetik (Vererbungslehre), die Soziobiologie und andere
    Vertreter: Konrad Lorenz, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Edward O. Wilson, Desmond Morris
  • aus biologischer Sicht ist ein Aggressionsverhalten nicht unbedingt nur negativ zu sehen; es hat in der natürlichen Umgebung eine Funktion, also einen Zweck (z. B. Kampf um Territorium, Verteidigung, Nahrungsbeschaffung, Kampf um Weibchen)


2. Ökonomische Theorien ("ökonomisch-materialistisch"):

  • Krieg ist ein wichtiges Mittel, um sich ökonomische Ressourcen zu beschaffen 
  • diese Theorien können verschiedener Provenienz sein, z. B. aus dem politischen Realismus stammend, liberalistisch, marxistisch, strukturalistisch, funktionalistisch etc. 
  • viele bringen die ökonomi(sti)schen Ansätze aber mit marxistischer Theoriebildung in Verbindung 
  • aus marxistischer Sicht ist Krieg im Kapitalismus sogar notwendig, damit sich das System erhalten und weiter expandieren kann 
  • die marxistischen Theorien sind unterteilt in (klassische) marxistische Theorien, neomarxistische Theorien und von letzteren abgeleitet Systemtheorien und Dependenztheorien 
  • Vertreter: viele klassisch-marxistische Imperialismustheoretiker wie Lenin, Luxemburg, Hilferding; Ekkehard Krippendorf, Hartmut Elsenhans, Immanuel Wallerstein (Weltsystemtheorie), André G. Frank (Dependenztheorie, Weltsystemtheorie)  

3. Psychologische Theorien und tiefenpsychologische Theorien:

a) psychologisch:
  • psychologische Theorien gehen davon aus, dass Kriege ihre alleinigen oder hauptsächlichen Ursachen in den Individuen selbst haben. 
  • die Individuen können z. B. als Kind Aggressionen ausgesetzt worden sein, im Berufsleben gescheitert sein o. ä., was dann zu einer schweren seelischen Kränkung geführt hat   
  • die Kränkung ist oft verbunden mit (subjektiv erlebter oder objektiver) Isolation
  • das gilt sowohl für jeden einzelnen Kriegsbefürworter wie auch und insbesondere für die Anführer, die andere zum Krieg anstacheln
  • seelische Prägungen wirken in der Kindheit besonders stark, können aber auch später erfolgen  
  • das Individuum versucht dann, persönliche Erniedrigungen zu kompensieren oder überzukompensieren 
  • dabei kann es zu Überlagerungen von Motivlagen kommen, z. B. wenn sich Hitler für persönliche Kränkungen in der Kindheit UND im (Ersten) Weltkrieg rächen will 
  • viele historische Anführer stehen unter Verdacht, eine entsprechende Persönlichkeitsformung bzw. -deformation erlitten zu haben:
    Richelieu, Talleyrand (frühe und mittlere Neuzeit); Hitler, Mussolini, Stalin, Mao; George W. Bush, Tony Blair, Wladimir Putin


  • tiefenpsychologische Theorien gehen dabei von besonders tief sitzenden seelischen Faktoren aus, die sehr oft unbewusst wirken 
  • besonders bekannt ist die psychoanalytische Schule von Sigmund Freud:
    Freud entwarf eine Personlichkeitstheorie des Ich - Über-Ich - Es
    (Über-Ich: kontrollierende Instanz, heute im Frontallappen verortet,
    Es: triebhafte, von außen wirkende Instanz, heute im Stammhirn verortet)
    hinzu entwarf er Theorien zur Persönlichkeitsentwicklung in bestimmten Phasen, die aber heute sehr umstritten sind



4. Sozialpsychologische Theorien:


5. Soziologische Theorien:


6. Etatistische Theorien:

  • etatistische Theorien gehen davon aus, dass Krieg v. a. oder ausschließlich von Staaten ausgelöst und zwischen Staaten geführt werden 
  • man kann diese Theoriegruppe auch als Unterordnung der soziologischen Theorien sehen, sie hat aber eine gewisse Eigenständigkeit (und ein "Eigenleben") 
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