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Dienstag, 6. Oktober 2015

ZUKUNFTSMODELLE NACH RÜDIGER LUTZ

Überlegungen über die Zukunft faszinieren seit jeher die Menschheit.
Die moderne Zukunftsforschung bzw. Futurologie versucht, daran anzuknüpfen. Wie zu erwarten, haben sich verschiedene Denkschulen gebildet und streiten um die richtige Methodologie.
Es ist schwer, Voraussagen für die Zukunft zu treffen, wo man da doch mit so vielen Variablen aus den Bereichen der Sozial- und Naturwissenschaften hantieren muss.


RÜDIGER LUTZ

Ein Ansatz sind die 7 - 8 Zukunftsmodelle von Rüdiger Lutz, die in den kommenden Wochen hier noch genauer erläutert werden sollen (vgl. Hafemann/Schlüpen: Technotopia; Weinheim, Basel 1986). 


Rüdiger Lutz stammt aus der Bewegung der "Zukunftswerkstätten" und war mit Norbert Müllert im Umfeld von Robert Jungk, dem Begründer dieses Konzeptes, tätig. Lutz war durch verschiedene alternative und gegenkulturelle Ansätze, besonders aus den USA, beeinflusst. Manchmal ließ er sich aber zu sehr von solchen Entwürfen beeinflussen und geriet so in Streit mit Vertretern der Alternativbewegungen und mit den Gesetzen der Machbarkeit. Er verstarb 2006 in Tübingen, ausgezehrt von langen Kämpfen.
Trotzdem sind einige seiner Ansätze auch heute noch betrachtenswert. Die Weltentwicklung hat im 20. Jhd. eine enorme Dynamik erfahren und im Positiven und Negativen wirtschaftlich und technisch vorher ungeahnte Ausmaße angenommen.
Rüdiger Lutz entwarf in den frühen 80er-Jahren zunächst 7 Zukunftsszenarien, denen er nach dem Jahr 2000 noch ein 8. hinzufügte, das Corcoran-Szenario.
Bei den ersten Szenarien wurde er beeinflusst durch die 68er-Bewegung, die Neuen Sozialen Bewegungen (Alternative) und die Gründung der Grünen 1980. Das letzte, nachgelieferte Szenario war beeinflusst durch die ständige Verschärfung der Sicherheitspolitik sowie durch die Erfahrung seiner eigenen Einlieferung in die Psychiatrie 2004/05, die er als ungerecht empfand. Unten sind die Szenarien aufgezählt.
Szenarien wie Computopia (IT) oder Dallas (Kapital) zeigen sich nach 2000 noch deutlicher im Durchbruch, z. T. kombiniert mit dem neuen Corcoran-Szenario, also der Idee der Ein- und Aussperrung großer Menschenmengen.
Alternative, ökologische und spirituelle Szenarien, also gemeinhin auf postmaterialistischen Werten basierend, gerieten dagegen ins Hintertreffen.


Szenario 1: Computopia

- allseits vernetzte, computerisierte Kommunikations- und Produktionssysteme
- T. Nelson, W. Norris, M. McLuhan, A. Toffler
- nützt: Soft- und Hardwareproduzenten, sowie Computerfreaks
- schadet: der armen Dritten Welt (im Süden) [heute z. T. umstritten]


Szenario 2: Raumkolonie

- autonome Raumstationen in Erdumlaufbahn


Szenario 3: Ökotopia

- kleine, dezentrale Öko-Siedlungen


Szenario 4: Chinatown

- Multi-Millionen-Metropolen als ethnische Schmelztiegel


Szenario 5: Findhorn (schottisches New-Age-Zentrum)

- spirituell orientierte New-Age-Kommunen


Szenario 6: Dallas

- Wirtschaftsimperialismus und Marktorientierung; Sieg des "westlichen Systems"


Szenario 7: Gaia

- Ökosystem Erde als selbstorganisierendes intelligentes Lebewesen


Szenario 8: Corcoran (später konzipiert, benannt nach dem kaliforn. Hochsicherheitsgefängnis)

- nützt: globalen Konzernen, Regierungen mit Kontrollmacht; offiziell aber alternativlos
- schadet: schwachen Wirtschaftssubjekten, obwohl die auch einige Krümel abbekommen können
  (→ Ich-AG)
- für das System werden Sicherheitsmaßnahmen nach Außen UND Innen überlebensnotwendig
- entscheidend ist nun, wer "innen" und wer "außen" ist;
  die Festlegungsmacht hierüber ist wichtig!
- die Ein- und Ausgrenzung erfolgte früher durch Zäune und Mauern, heute erfolgt sie AUCH digital
- die moderne Videoüberwachung (allg.er: Datenkontrolle) hat die "Dystopie" 1984 längst überholt
- die beschränkenden Auswirkungen dieses Systems betreffen aber alle:
  Menschen sitzen entweder in einem "goldenen" oder in einem "asozialen Käfig"
- Wanderer zwischen den Welten gibt es nur wenige: z. B. Asylanten und Hacker;
  diese sind dann aber auch die mobilsten und die gefährdetste Elemente
- das System ist irgendwann (angeblich) alternativlos geworden, ABER es ist instabil!
  es muss sich immer mehr ausbreiten, aber die dann entstandenen sinnentleerten Lebenswelten mit
  Pseudoinhalten füllen, z. B. als Spass- oder Event-/Ereignisgesellschaft
- das Ende der Hierarchie und damit des Systems ("Tod des Drachens") ist aber trotz der Instabilität
  bisher noch nicht absehbar, das kranke System konnte sich bislang immer wieder revitalisieren
- eine "distanzierte Betrachtung" oder "nüchterne Tatsachenerfassung" sind nicht mehr möglich
  ("Das ständig Neue überstrahlt die ewigen Wahrheiten.")
- Gewalt tritt jetzt nicht mehr (so oft) brachial auf, sondern verschleiert durch Incentives/Anreize;
  das System bleibt aber ein dominantes System
- so wie früher viele Gegenstände zur Ware wurden, wird jetzt auch die Information zur Ware;
  auch die Natur wird zunehmend patentiert
- in Deutschland ist einer der vielen Repräsentanten des Systems ausgerechnet Otto Schily,
  der als ehem. RAF-Anwalt und ehem. Grüner als SPD-Innenminister die Überwachung in D massiv ausgebaut hat!






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