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Mittwoch, 30. Dezember 2015

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PHÄNOMENONOLOGIE

Die Phänomenologie ist nach allgemeiner Definition einfach die Lehre von den Erscheinungen (Phänomenen).
In der Philosophie bedeutet die Phänomenologie speziell den Ansatz für eine Theorie der Erscheinungen, die die Trennung von Wahrheit und Schein ermöglicht und dadurch das (alles) empirische Wissen fundiert. Sie wird damit eine den empirischen Wissenschaften vorausgehende Kategorienlehre.

Im speziellen Sinne meint Phänomenologie die von Edmund Husserl (nach Vorarbeiten) begründete Philosophie, die auf der Ausarbeitung des Konzepts der phänomenologischen Methode beruht.

Nach der phänomenologischen Methode gerät man erst durch eine Folge immer radikalerer Reduktionsschritte zu gültigen Aussagen.

  • Zu den Phänomenen selbst gelangt man durch die phänomenologische Reduktion (ἐποχή/epoché - Zurückhaltung). Das bedeutet die Enthaltung gegenüber einer "naiven Gegenstandsetzung der Welt".
    Das Bewusstsein erweist sich jetzt als "Bewusstsein von..."
    Der Stoff dieses Vorganges der Noese ist das Noema (;das Gedachte, der Denkinhalt). Das ist der am Bewusstsein aufweisbare und ihn ihm (durch Noese) erscheinende Gegenstand, mithin das "Reich der Phänomene".
    [Das Reich der Phänomene enthält die vom Weltbezug befreiten Erlebnisse.]

  • In der eidetischen Reduktion werden die bildhaften Vorstellungen (→ Eidos) ausgeklammert.
  • In der transzendentalen Reduktion wird als dritter Schritt das Übersinnliche ausgeklammert. Welt und Sinn des Bewusstseins als konstituierender Funktion werden untersucht.





FOUCAULT, MICHEL

 
Michel Foucault

* 15.10.1926, in Poitiers
+ 25.06.1984, in Paris

Michel Foucault (Paul-Michel Foucault) war ein französischer Philosoph, der sich auch mit psychologischen, historischen, politischen und biologischen Themen auseinandersetzte.
Von 1970 - 1984 war er Inhaber des Lehrstuhls für die "Geschichte der Denksysteme" am Collège de France in Paris.
Wirkmächtig wurden seine Theorien auch dadurch, dass er die damals populären Ideen von Karl Marx mit denen von Friedrich Nietzsche verband und somit zu einer kritischen Analyse von Machtstrukturen fand.


JUGEND

Foucault wuchs in den 1920er- und 1930er-Jahren in der Gegend von Poitiers auf und stammt aus einer Familie mit hohen Bildungsansprüchen. Sein späterer Wunsch, Philosophie und Psychologie zu studieren und nicht Medizin traf bei seinem Vater auf wenig Gegenliebe.

1940 bekam er den Krieg mit dem Deutschen Reich mit und die darauf folgende Etablierung des Vichy-Régimes im sog. État Francais. In der Schule wurden Juden und andere jetzt unerwünschte Gruppen schikaniert und Loblieber auf den neuen Staatschef, Marschall Pétain, gesungen ("Marechal, nous voila"). 
1945 bekam Foucault mit, wie plötzlich viele, die eben noch Pétainisten waren, zu Gaullisten oder Kommunisten wurden und behaupteten, im Widerstand gewesen zu sein.

Foucault unterschied sich auch dadurch von der Norm, dass er homosexuell war. Dies bereitete ihm lange Probleme bis hin zu Selbstmordversuchen.


UNIVERSITÄTSLAUFBAHN


Werke

Foucault entschied sich nach der Schule für eine philosophische-psychologische Universitätslaufbahn und publizierte 1961 seine erste größere Studie mit dem Titel "Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique" (dt. "Wahnsinn und Gesellschaft"). Dieses ca. 500-seitige Werk, das auch seine Doktorarbeit war, befasst sich mit der Thematisierung und Problematisierung des Wahnsinns in den modernen, abendländischen Vernunftgesellschaften.
Im Jahr 1966 erlangte er internationale Aufmerksamkeit mit seinem Werk "Les Mots et les choses" (dt. "Die Ordnung der Dinge") und ging ab September '66 an die Universität Tunis.
Es folgten 1969 die "Archäologie des Wissens", 1975 "Surveiller et punir" (dt. "Überwachen und Strafen") sowie 1976 der erste Band der "Histoire de la sexualité" (dt. "Sexualität und Wahrheit").
Dieser erste Band namens "La volonté de savoir" (dt. "Der Wille zum Wissen") führt auch den später berühmten Begriff der "Biomacht" ein (vgl. Giorgio Agamben).


Denksysteme

Foucault widmete sich in seinen Werken nicht nur philosophischen, sondern auch historischen, psychologischen und später politischen Fragen. In seiner Lehrzeit war es unter französischen Intellektuellen üblich ("in"), kritisch bis radikal-kritisch aufzutreten. Foucault schloss sich dem auf seine Weise an, war aber nur kurz Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs.
Er präsentierte in seiner Kritik aber nicht nur zeitgeistigen Einheitsbrei, sondern kombinierte z. B. auf spannende Art Marx mit Nietzsche, was ihm in seinen Analysen der Macht half.
Er betrachtete gewisse Rationalitäten und Grunderfahrungen der "westlichen Gegenwartsgesellschaften" kritisch. Begriffe wie Wissen und Wahrheit hinterfragte er genauer. Foucault verwendete mit der Zeit das Wort "Wahrheitsspiele".
In den 1960er-Jahren erforschte er gesellschaftliche Diskurse mit der Methode der Wissensarchäologie, später auch Diskursanalyse genannt.
In den 1970er-Jahren wendete er sich zunehmend der Untersuchung der Wirkungsweisen der Macht zu.
1976 entwickelte er am Ende von "La volonté de savoir" (1. Bd. der "Histoire de la séxualité") den Begriff der "Biomacht", den er aber nicht mehr ganz genau ausführen konnte.
Nach Foucault lebte der Begriff der Biomacht weiter (z. B. Agamben) und wurde mit ihm verbunden.
Kurz gesagt trennte Foucault den Begriff in "anatomische Politik" (Individuum) und "Bio-Politik" (Bevölkerungsregulierung) und führte ihn in den Zuständen und Prozessen Geburtenrate, Alterskurve, Gesundheitszustand etc. aus.
In seinen späten Arbeiten entwickelte und verwendete Foucault zahlreiche Verfahren zur Machtanalyse.
Viele stammten von ihm. Diese "Werkzeuge" ("Werkzeugkisten") waren z. B. die an Nietzsche angelehnte gegenwartskritische Genealogie, der Begriff des Dispositivs und das Konzept der modernen Gouvernementalität.
Foucault wurde häufig dem Poststrukturalismus zugeordnet, obwohl er sich und sein Werk nicht gerne einordnen ließ.


Politischer Aktivismus

Foucault wollte jedoch nicht nur über politisch-philosophische Fragen theoretisieren, sondern sich auch direkt in den politischen Diskurs und die Praxis einmischen. In den frühen 1970er-Jahren setzte er sich mit Jean-Paul Sartre und anderen Intellektuellen für eine Liberalisierung des Gefängniswesens ein.
(In diesem Jahrzehnt gelang auch dem französischen "Superkriminellen" Jacques Mesrine, der durch die chaotische Nachkriegszeit und den Algerienkrieg brutalisiert worden war, die spektakuläre Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis, bis er am Ende des Jahrzehnts in eine ihm gestellte Falle im Straßenverkehr geriet und von Kugeln durchsiebt wurde.)
1977 unterzeichnete Foucault gemeinsam mit weiteren französischen Intellektuellen – darunter Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Louis Althusser, Roland Barthes und Jacques Derrida - eine Parlamentspetition, die eine Legalisierung pädosexueller Kontakte bei einem niedrigen Schutzalter forderte.
Später wurde diskutiert, ob Foucault in seinem Leben selber heimlich - z. B. in Nordafrika - pädophilen Neigungen nachgegangen sein könnte. Dies gilt aber als nicht bewiesen. In den 1970ern-Jahren hatten neben vielen französischen Linksintellektuellen und Alternativenbewegungen auch die entstehenden deutschen Grünen ein aus heutiger Sicht erstaunlich laxes Verhältnis zur Pädophilie.
1978 besuchte er auf Einladung von "Corriere de la Serra" den Iran und spürte die bevorstehende Revolution, mit der er anfangs auch sympathisierte. Aus heutiger Sicht erscheint das kurzsichtig.
In den frühen 1980er-Jahren engagierte Foucault sich mit Pierre Bourdieu für die polnische Gewerkschaft "Solidarnosc".


Sexualität und Tod

Foucault litt wie erwähnt unter der in seiner Zeit noch weit verbreiteten Tabuisierung von Homosexualität und unternahm Selbstmordversuche.
Durch die von den Küstengebieten der USA ausgehende sexuelle Befreiung seit den späten 70ern fühlte er sich angesprochen. Anfang der 1980er-Jahre lehrte er sogar an der Universität von Kalifornien in Berkeley, die damals als besonders rebellisch galt. Nach den Vorlesungen genoss er die größeren sexuellen Freiheiten aktiv in San Francisco.

Leider dauerte für Foucault die Phase der sexuellen Freiheit nicht lange an. Anfang der 80er-Jahre begann sich die auf dem HI-Virus basierende Immunschwächekrankheit AIDS (anfangs: GRID) explosionsartig auszubreiten. Foucault erkannte die Gefahr nicht oder tat sie sogar als amerikanische Hysterie ab.
Dies wurde sein Todesurteil. Er infizierte sich mit dem HI-Virus, bekam AIDS, kehrte Ende 1983 nach Frankreich zurück, hielt im März 1984 seine letzte Vorlesung am Collège de France und wurde dort in das berühmte Pariser Krankenhaus "Hôpital de la Salpêtrière" eingeliefert, über das er vorher geschrieben hatte.
Im Juni 1984 starb Foucault.

Kurz vor seinem Tod sind noch der zweite und der dritte Band von "Sexualität und Wahrheit" erschienen. Der vierte und letzte Band von "Les aveux de la chair" (dt. "Die Geständnisse des Fleisches") wurde sogar erst 2018 herausgegeben.


QUELLEN/LITERATUR:

Wiki
-
Rowohlt-Monographie über Foucault


Power

LATEINISCHE INSCHRIFTEN

(NEU)LATEIN IM INTERNET(ZEITALTER)

Antiker Computer (Mechanismus) von Antikytheria,
wahrscheinlich zu astronomischen Berechnungen eingesetzt

Es wurde schon viel gestritten über die Bedeutung von Latein. In der Antike war es eine gesprochene Sprache, wobei das klassische Latein nur in einer bestimmten Phase gesprochen wurde und auch dann eher von einer gehobenen Schicht. Das Volk sprach tendenziell verschiedene Arten von Vulgär- und Provinzlatein. Das klassische Latein konnte aber wegen seiner Ausstrahlung noch lange nach seinem Tod verstanden werden.

Als Sprache der Gebildeten hielt sich Latein bis in die frühe Neuzeit. Entsprechend entwickelte sich also aus dem antiken Latein ein Mittellatein und dann ein Neulatein, das aber schon lange keine gesprochene Sprache mehr war, wenigstens keine Volkssprache.

Mit fortschreitender Neuzeit wurde die Bedeutung des Lateins immer wieder kritisch hinterfragt und spätestens mit Beginn des 20. Jhd.s ganz in Frage gestellt.
Hier liegt auch das Problem der Sprache: Wenn man Latein als "Antikenveranstaltung" betracht, wie es viele Anhänger der Sprache tun, verblasst die Bedeutung immer mehr - einmal durch die wachsende zeitliche Distanz und dann durch die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft.

Eine Lösung wäre, wenn man überhaupt Latein als "aktive" Sprache bewahren wollte, diese als vereinfachte Verkehrssprache einzusetzen, also ein vereinfachtes Neulatein inklusive Internetvokabeln zu schaffen.
Die andere Alternative wäre, es einfach sterben zu lassen.

Ein Hauptproblem neben den genannten - Fortschreiten der Geschichte und Ökonomisierung der Gesellschaft - ist auch die Abgehobenheit vieler seiner Fachvertreter. Latein galt lange Zeit als Sprache der Gebildeten, mithin der Eliten, quasi als "Krone des Abendlandes". Und genau das ist sie nicht mehr!
In der heutigen Zeit kann man die meisten Ziele im Leben ganz ohne Latein erreichen. Und diejenigen, die Latein in der Schule noch wählen, machen es auch nicht mehr aus Liebe zum Fach, sondern weil sie es für ihr Studium nachweisen müssen oder aber, weil man ihnen eingeredet hat, dass sie das müssten.

In Wirklichkeit kann man in den meisten europäischen Ländern Arzt und Anwalt werden, ohne Latein nachweisen zu müssen, vielleicht bis auf einige kleine Ausnahmen.
Bei den modernen naturwissenschaftlich-technischen Fächern ist die Lage noch viel extremer. Viele Menschen dort haben noch nie einen lateinischen Satz gehört oder gelesen.
In den USA ist der Niedergang des Lateinischen noch viel extremer, in den Ländern Asiens findet Latein oft nicht einmal statt.
Wäre Latein notwendig, um ein erfolgreicher Mensch zu sein, wäre der Aufstieg vieler asiatischer Länder nicht erklärbar.
In diesem Zusammenhang sind auch die vielen "Lateinermythen" zu kritisieren, die immer wieder benutzt werden, um Schüler bzw. deren Eltern für den Lateinunterricht zu gewinnen. Da wird behauptet, Latein fördere das logische Denken und deshalb seien Lateiner auch in Mathematik besser oder wer Latein könne, könne automatisch auch die romanischen Sprachen in Windeseile lernen. Empirische Tests haben diese Aussagen widerlegt. 
De facto dienen auch diese pseudo-idealistischen Argumentationen materialistischen Zwecken: Die humanistischen Bürokraten fürchten um ihre Planstellen! 

Wenn man denn Latein in der Moderne "nutzbar" machen wollte, müsste man also auf ein Vokabular und eine Grammatik zurückgreifen können. Dazu liegen Arbeiten des Vatikans vor, auf die auch säkular gesinnte Lateinfreunde zurückgreifen. Man sollte das Vokabular aber stärker auf das Weltliche und stärker auf die Computerwelt hin orientieren. Trotzdem sind gewisse Ansätze in diese Richtung gemacht.

z. B.

bomba atomica                                      - Atombombe
computator/computatrum                    - Computer, Rechner
ex rete prehendere                               - herunterladen, "downloaden" 
pagina domestica                                  - Homepage, Heimseite
partes programmationis                       - Software
plagiarius electronicus                         - Hacker
(auch: effractarius e.)
Tela Totius Terrae                                 - World Wide Web


Wichtig ist auch, dass man eine (im Vergleich zum klassischen Latein) deutlich vereinfachte Grammatik verwendet. Konjunktionalsätze mit ..., daß ... sollten ähnlich wie im Mittellatein auch mit ..., ut... wiedergegeben dürfen und nicht nur mit dem AcI. Wer natürlich einen AcI verwenden will, der darf das gerne tun.

Problematisch ist auch die Schreibweise das Lateinischen. Üblicherweise verwendet man heute die Kleinschreibung und bei Eigennamen die Großschreibung des ersten Buchstabens. Umstritten ist auch die Handhabung ("Handling") von Halbvokalen wie [v] und [j]. Während "videre" (sehen) nämlich mit v- geschrieben wird, wird "eius" mit -i- geschrieben, obwohl es [j] gesprochen wird. In lateinischen Urtexten steht/stünde VIDERE ([u] und [v] beide V geschrieben) und EIVS.


QUELLEN/LITERATUR

Davidova, Tatiana: Vorsicht Latein(!). Latein, wie es wirklich gesprochen wurde
Fink, Gerhard: Laetare Latine. Spaß mit Latein
Traupman, John C.: Conversational Latin for Oral Proviciency
-
Sabine Etzold: Das Latein der Zukunft (ZEIT ONLINE)


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/81/Roman_forum_sketch_up_model.png
Forum Romanum (Computer Aided Design/CAD)


LATEINISCHE WERBUNG II

LATEINISCHE WERBUNG

Yukio MISHIMA

Yukio Mishima.jpg



* 14.01.1925
+ 25.11.1970

Yukio Mishima (三島 由紀夫; eigtl. Hiraoka Kimitake) war ein japanischer Schriftsteller und rechtsgerichteter politischer Aktivist.
Mishima verfasste Kurzgeschichten, Romane, Dramen, Gedichte und ein Libretto. Mishima gilt als Vertreter der japanischen Nachkriegsliteratur, als Liebhaber von Extremen, die ihn schließlich zu einem Ultranationalismus geführt haben und er ist bekannt wegen seines ungewöhnlichen Todes. Nach einem spektakulären, aber missglückten Umsturzversuch in seiner Heimat beging er Selbstmord.

Yukio Mishima wuchs in einer sozial hochstehenden Familie auf und besuchte eine entsprechende Schule. Dort war er ein gelehriger Schüler, fühlte sich aber auch eingeengt. Entgegen seiner späteren Größenphantasien war er als Junge klein und schmächtig. Mishima musste aufgrund einer Erkrankung nicht am Zweiten Weltkrieg teilnehmen. Es ist umstritten, ob er die Krankheit gezielt einsetzte oder gar übertrieb, um nicht am Krieg teilnehmen zu müssen. Mishima erlebte den Krieg auf den japanischen Inseln als intensives Bombardement auf die japanischen Städte.

Mishima bei der Einschulung 1931


Familiär hatte Mishima das "Problem", dass er einen unterkühlten und in gewisser Weise todessehnsüchtigen Vater hatte, der in der Administration entsprechend seiner Herkunft Karriere machte. Der Vater soll ihn als kleinen Jungen dicht an einen fahrenden Schnellzug gehalten haben, damit er den Hauch des Todes wahrnehmen konnte. Zu seiner Mutter hatte er eine engere Beziehung.
Einflussreich auf Mishimas Erziehung war aber besonders seine Großmutter Natsu. Diese isolierte ihn geradezu von seiner Familie und potenziellen Spielkameraden und führte ihn in die Welt der Kunst und des Kabuki-Theaters ein. Dadurch wurde, wie er selber in autobiographischen Aussagen unterstrich, einerseits seine Kreativität gefördert, andererseits war Mishimas Großmutter weltfremd.

Mishima folgte zunächst pflichtbewusst dem Willen seines Vaters und studierte Jura. Den anschließenden Posten im Finanzministerium behielt er aber nicht einmal ein Jahr, weil er sich lieber dem Schreiben, der Fotographie und der Schauspielerei widmete.
Seine Werke waren einerseits traditionsorientiert, ja geradezu nationalistisch, andererseits übernahmen sie auch westliche Literatureinflüsse und einen frühen Körperkult der Populärkultur.
Mishimas Auftreten war geprägt von geistiger und körperlicher Kraftmeierei, der Darstellung von Neurosen, einem gewissen ästhetischen Bewusstsein und auch von seiner hervorkommenden Homosexualität.
Dabei verstrickte er sich auch in Widersprüche: Japanische Traditionsaffinität standen westlichen Einflüssen gegenüber, sein Kult der Stärke seiner körperlichen und vielleicht auch seelischen Schwäche und schließlich auch sein idealistischer vorgeblicher Anti-Materialismus seinem wachsenden Reichtum.

Besonders eskalierend wirkten in den 1960er-Jahren die Studentenunruhen. Diese traten in Japan sehr früh auf und verliefen sehr gewaltsam, was vielen Menschen in anderen Teilen der Welt vielleicht nicht bewusst ist.
Für Mishima waren dies jedoch katastrophale "Hundejahre", trat er doch für eine andere innere Ordnung und eine Aufrüstung nach außen auf.
So baute er die Tatenokai ("Schildgesellschaft") auf, eine kleine Privatarmee von wahrscheinlich noch nicht einmal 100 Mann. Mishima segelte gegen den Zeitgeist, aber immerhin bewiesen er und seine Kameraden, dass in den "roten Jahren" auch an den Universitäten nicht alle (jungen) Menschen links waren.

Nichts desto trotz endete Mishimas Lebensweg schon 1970 tödlich. Als er eine Armeekaserne stürmte, um die Soldaten von seinem Weg für Japan zu überzeugen, wurde er am Balkon stehend ausgebuht. Zum Tragen kam auch, dass der Coup schlecht geplant und die Lautsprecheranlage nicht ausreichend stark war. Schließlich beging er mit einem guten Freund rituellen Selbstmord.
Der theatralische Mishima leistete sich aber noch einen spektakulären Abgang: Da der designierte Masakatsu Morita auch nach mehreren Anläufen nicht in der Lage war, Yukio Mishimas Kopf abzuschlagen, nachdem sich dieser bereits den Bauch aufgeschlitzt hatte, musste ein anderer Kamerad, Hiroyasu Koga, diese Arbeit erledigen. Nach getaner Arbeit schlitzte sich auch Morita seinen Bauch auf und ließ sich wieder (wie Mishima) von Koga den Kopf abschlagen.


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/a/a2/MishimaCoupSpeech.jpg
Mishima beim versuchten Staatsstreich





KROPOTKIN

BAKUNIN, MICHAIL ALEXANDROWITSCH




* 18.05.1814 in Torschok
+ 01.07.1876 in Bern

Bakunin war ein russischer Anarchist und Revolutionär. Für viele Anarchisten ist er "der Anarchist" schlechthin. Bakunin stammte aus einer russischen Adelsfamilie. Er wurde zunächst Mathematiklehrer und wurde zum Artillerieoffizier ausgebildet. Bakunin studierte an der Lomonossow-Universität. Bakunin hielt sich längere Zeit in Westeuropa auf. Dort geriet er in die Wirren des Revolutionsjahr 1848 und nahm an mehreren Aufständen teil. 1848 war er in Paris und Prag zugegen und 1849 in Dresden. In Dresden war er als "Rädelsführer" tätig und wurde nach dem Dresdner Maiaufstand verhaftet. Nach 8 Jahren Gefängnisaufenthalt und 4 Jahren sibirischer Verbannung gelang ihm die Flucht. Bakunin blieb aber seinen anarchistischen Idealen weiterhin treu und kämpfte v. a. im (neugegründeten) Italien und im noch geteilten Polen. Bakunin entwickelte die Idee des kollektivistischen Anarchismus bzw. des anarchistischen Kollektivismus' [?]. Bakunin unterstrich auch seinen Materialismus und Atheismus (stärker als Kropotkin). In der Internationalen Arbeiterorganisation ("Erste Internationale", IAA) gehörte er zur Fraktion der Antiautoritären. Seine Konflikte mit Karl Marx (Generalratsmitglied) sind legendär. Schließlich kam es zur Spaltung der Internationale. Die anarchistische Bewegung trennte sich von Kommunisten und Sozialdemokratie.


Werke:
 - Gott und der Staat
- Staatlichkeit und Anarchie (der Staat wird von den Deutschen verkörpert)


ANARCHISMUS




Unter Anarchismus versteht man einen Denkansatz (oder mehrere Denkmodelle), nachdem jede Art von Herrschaft von Menschen über Menschen abzulehnen ist. Dieses Denken richtete sich dann insbesondere gegen Autoritäten wie Staat und Kirche, z. T. auch Familie. Stattdessen soll das menschliche Individuum in unbegrenzter Freiheit mit anderen Individuen zusammenleben. Die Prinzipien dieses Zusammenlebens sollen dann Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Solidarität) sein. Anarchistische Ansätze gibt es seit der Antike. Der politisch-philosphische Begriff aber stammt aus dem 19. Jhd., in dem man ihn gleichzeitig auch in die Tat umsetzen wollte. Philosophische Begründungen für den Anarchismus finden sich bereits in der Aufklärung. Dort tritt er als eine extreme Form des Liberalismus auf und wird auch mit der Theorie des Gesellschaftsvertrages begründet. Demnach gründen freie Menschen eine freie Gemeinschaft und können diese auch wieder auflösen.

ABSOLUTISMUS


Die Lehren der Aufklärung (und Frühaufklärung) schwächten dann die Ideologie des Absolutismus wieder ab. Man muss aber einschränken, dass die Aufklärung selber auf Grundlagen aufbaute, die der Absolutismus erst geschaffen hat. Das gilt zumal für Frankreich, wo der Absolutismus ein relativ einheitliches und nach innen (mit viel Gewalt) befriedetes Land geschaffen hat. Die neuen Thesen der Aufklärung, die den Absolutismus einschränkten oder gleich ganz in Frage stellten, waren die der Volkssouveränität, des Gesellschaftsvertrages und der Gewaltenteilung. Die Idee des Gesellschaftsvertrages kann aber für und wider den absoluten Herrscher verstanden werden. Sie geht davon aus, dass ein Gemeinwesen nicht "einfach so" naturgegeben ist oder von einem Gott geschaffen wurde, sondern dass es auf einem freiwilligen Übereinkommen der Bürger beruht. Der Absolutismus setzte einen Verstaatlichungsprozess in Gange bzw. beschleunigte schon vorhandene Prozesse seit der frühen Neuzeit, der nach Meinung einiger Betrachter bis heute nicht abgeschlossen ist. Grundlagen des Verstaatlichungsprozesses des Absolutismus sind die Aufstellung stehender Heere, der Aufbau einer allein vom Fürsten abhängigen Beamtenschaft, die Etablierung von Staatswirtschaftssystemen (Merkantilismus, in D Kameralismus), die Aufstellung einer Staatskirchenherrschaft, der Aufbau eines einheitlichen Staatsbewußtseins und die Ausrichtung der Regierungspolitik an den Maximen der Staatsräson (vgl. Meyers Großes Taschenlexikon).

CORNELIUS NEPOS

* 100 v. Chr. 
+ 28 v. Chr.

Cornelius Nepos ist ein römischer Historiker und Biograph.


Nepos stammt aus Oberitalien (Gallia cisalpina) und gehörte wahrscheinlich dem Ritterstand an. Er war befreundet mit dem Dichter Catull (Neoteriker) und den Politikern und Philosophen Marcus Tullius Cicero und Titus Pomponius Atticus. 

Von Nepos' zahlreichen Werken (u. a. Geschichtsdarstellungen und eine Erdbeschreibung) sind uns nur einige Biographien aus De viris illustribus erhalten, nämlich die über die nichtrömischen Feldherren sowie die zum Buch der lateinischen Historiker gehörigen über Cato den Älteren und Atticus.

In den Nepos-Handschriften sind auch zwei Fragmente eines Briefes der Cornelia enthalten, der Mutter der Gracchen, in denen sie ihren Sohn Gaius Sempronius Gracchus heftig angreift. Die Echtheit des Briefes ist allerdings umstritten.
Wegen ihres schlichten Stils waren und sind die Werke des Nepos eine verbreitete Schullektüre.

Neben Fragmenten sind folgende Lebensgeschichten erhalten:

  • Miltiades
  • Themistokles
  • Aristeides
  • Lysander
  • Pausanias
  • Kimon
  • Alkibiades
  • Thrasybulos
  • Konon 
  • Dion
  • Iphikrates
  • Chabrias
  • Timotheos
  • Datames
  • Epominondas
  • Pelopidas
  • Agesilaos
  • Eumenes
  • Phokion
  • De regibus
  • Timoleon  
  • Hamilkar
  • Hannibal
  • M. Porcius Cato 
  • T. Pomponius Atticus

AUSGABEN UND ÜBERSETZUNGEN: 

Peter K. Marshall (Hg.):
  • Peter K. Marshall (Hrsg.): Cornelii Nepotis Vitae cum fragmentis, Leipzig 1977.
  • Cornelius Nepos: De viris illustribus/Biographien berühmter Männer. Lateinisch/Deutsch, hrsg. und übers. von Peter Krafft und Felicitas Olef-Krafft, Stuttgart 1993.
  • Cornelius Nepos: Berühmte Männer/De viris illustribus. Lateinisch - Deutsch, hrsg. und übers. von Michaela Pfeiffer und Rainer Nickel, Düsseldorf 2006.
QUELLEN:

Wikipedia 
Meyers Großes Taschenlexikon


ERNST JÜNGER

* 29.03.1895 in Heidelberg
+ 17.02.1998 in Riedlingen



Ernst Jünger wurde als ältestes von sieben Kindern des Apothekers Ernst Georg Jünger (1868 – 1943) und dessen späterer Ehefrau Karolina Lampl (1873 – 1950) in Heidelberg geboren. Jünger ging in Hannover zur Schule, weil sein Vater dort beruflich tätig  war. In der Schule war Jünger nur mäßig motiviert, interessierte sich aber für Naturphänomene und trat 1911 mit seinem Bruder Friedrich Georg dem Wandervogel-Klub in Wunstorf bei. Prägend war auch, dass Jünger schon früh von seinem Vater einen Kasten mit entomologischen Präparaten geschenkt bekam. Jüngers Schulmüdigkeit ging so weit, dass er 1913 von zu Hause ausriss und sich für fünf Jahre bei der französischen Fremdenlegion verpflichtete. Sein Vater war nicht amüsiert und wandte sich an das Auswärtige Amt, das ihn nach sechs Wochen auf Betreiben seines Vates aus dem Ausbildungslager in Algerien zurückholte. Doch die politische Lage wollte es anders: Durch den sich anbahnenden Ersten Weltkrieg führte Jünger dann aber Krieg gegen und nicht für Frankreich.
 Am 1. August 1914 meldete Ernst Jünger sich als Kriegsfreiwilliger und kam nach Absolvierung eines Notabiturs an die Westfront. Jünger erlebte den Krieg wie viele als Befreiung aus dem langweiligen Philisterleben. Heute würde man von Spießertum reden.
Als er dann aber die Härte der Front mitbekam und merkte, dass der Krieg nicht wie angekündigt bis Weihnachten zu Ende sein würde, bekam er leise Zweifel, stellte aber dennoch bis zum Kriegsende 1918 einen großen Enthusiasmus zur Schau. Nach vierzehn Verwundungen wurde Ernst Jünger 1918 der Orden "Pour le Mérite" verliehen. Und zwar nicht - wie er gerne betonte - von Hindenburg, sondern vom Kaiser selbst!

"Den Beginn des Ersten Weltkrieges erlebte er als eine Befreiung, die eine ungeliebte Idylle erlösend außer Kraft setzte." (Klaus Podack, Süddeutsche Zeitung, 18. Februar 1998)

Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte sich Jünger als Schriftsteller und war damit Teil einer großen Literatenszene. Diese teilte sich grob in zwei Gruppen: Diejenigen Schriftsteller die durch den Weltkrieg zu Kriegsgegnern geworden waren und diejenigen, die nicht mit seinen Ergebnissen einverstanden waren und sich oft nach einer Revanche sehnten.
Zur ersten Gruppe gehörten Schriftsteller wie Erich Maria Remarque und Ludwig Renn (Arno Friedrich Vieth von Golßenau). Zur zweiten gehörten Ernst Jünger und Edwin Erich Dwinger.
1920 erschien Jüngers Kriegstagebuch "In Stahlgewittern", das neben dem Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque als bekannteste Darstellung der Materialschlachten im Ersten Weltkrieg gilt.
Jünger zeigte darin einen kühlen Blick auf die Kriegsvorgänge an der Front, ohne die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe genauer zu analysieren und pries gleichzeitig die Kameradschaft der Frontsoldaten.
Jüngers Kritiker, die ihm eine geistige Nähe zu faschistoiden Denkweisen attestieren, sehen hierin ein vorweggenommenes Lob der deutschen Volksgemeinschaft, wie sie später unter den Nazis beschworen werden sollte.

Ernst Jünger war vom für die Mittelmächte negativen Ausgang des Krieges zunächst völlig niedergeschlagen und sann wie sein Bruder Friedrich Georg auf Revanche. Er blieb noch bis 1923 Berufssoldat, und studierte dann Naturwissenschaften und Philosophie. Doch der innerlich unruhige Jünger brach sein Studium 1926 ab. Am 3. August 1925 heiratete er Gretha von Jeinsen, die am 1. Mai 1926 in Leipzig mit dem ersten von zwei Söhnen niederkam.


(...)