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Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
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Dienstag, 31. Oktober 2017

UDO PROKSCH (CLUB 45, LUCONA, NORICUM)



Udo Proksch war ein in Rostock geborener österreichischer Tausendsassa, der sich als Unternehmer, Netzwerker, Ideenerfinder und schließlich als Krimineller betätigte.


JUGEND IM NS 

Proksch kam schon als Kind mit seinen Eltern nach Österreich, das nach dem sog. Anschluss von 1938 Teil des (Groß-)Deutschen Reiches war.
Seine Eltern Rudolf und Anna Elisabeth Proksch waren überzeugte Nationalsozialisten. Sie blieben es, im Gegensatz zu vielen, die sich vom NS abwendeten oder leugneten, jemals etwas damit zu tun gehabt zu haben, auch nach 1945. Die Familie war umtriebig unterwegs. Nach einem seiner Großväter ist sogar die Rudolf-Proksch-Hütte (eine Berghütte) benannt.
Udo Proksch besuchte früh eine NAPOLA-Schule, nämlich die bei Bischofshofen. Dort hatte er es mit seiner geringen Körpergröße durch das sozialdarwinistische Klima schwer. Er versuchte schon damals, das durch großspuriges Auftreten zu kompensieren.


KARRIERE IN DER NACHKRIEGSZEIT 

Nach 1945 distanzierte sich Proksch zwar von der Ideologie des Nationalsozialismus', blieb aber den kriegerisch-abenteuerischen Idealen seiner Erziehung treu (vgl. Yukio Mishima). Proksch hantierte gerne mit Waffen und Sprengstoff, suchte Abenteuer und Konfrontationen und tüftelte gerne.
Nach außen gab Proksch den Kreativen und Tausendsassa und eckte gerne an. Er galt als Enfant terrible und spielte gerne den Feind der Bourgeoisie, obwohl er gleichzeitig deren Kontakt und Bewunderung suchte.
Kritiker bewunderten ihn einerseits für seine Kreativität und Umtriebigkeit, andererseits kritisierten sie seine Aufgeblasenheit und die geringe Strukturierung seiner Aussagen und Werke. 

Trotz seiner geringen Körpergröße kam Proksch durch seine Art bei Frauen gut an. In seinen Beziehungen kamen harte und weiche Charakterzüge zum Vorschein. Von 1962 - 1967 war er mit der Burgschauspielerin Erika Pluhar verheiratet. Daraus ging die Tochter Anna Proksch (1962 - 1999, + Asthma) hervor. 1967 - 1968 war er mit Daphne Wagner, einer Urenkelin Richard Wagners verheiratet. Ab 1969 war er mit Ariane Glatz (nicht Gratz!) verheiratet. Proksch blieb zu vielen seiner Freundin auch nach dem Ende der Beziehung in Kontakt.

Nach der Schulzeit studierte Proksch von 1954 - 1958 eine Zeit lang ohne Abschluss an der Akademie für angewandte Kunst. Er war in der Meisterklasse für gewerblich-industrielle Entwürfe von Oswald Haerdtl.
Für den kreativen Macher Proksch war aber die Praxis geeigneter: Als Serge Kirchhofer entwarf er ab 1957 für die Firma Wilhelm Anger OHG (in Traun/OÖ bzw. im Atelier Kölnerhofgasse in Wien) Designerbrillen. Die Produkte erschienen unter dem Markennamen Serge Kirchhofer, Viennaline, Carrera und Porsche Design.

Udo Proksch trat trotz Vorbehalten gegenüber Bürgerlichkeit und Religion in den späten 60er-Jahren dem katholischen Opus Dei bei. Er gab auch die Zeitschrift Analyse heraus. Er bewies also Talente als Netzwerker, als dieser Begriff noch nicht so oft verwendet wurde.
Proksch entwickelte immer weitere Projekte. 

1969/70 gründete er außerdem den "Verein der Senkrechtbegrabenen". Er wollte Tote in Plastikröhren einschweißen und senkrecht begraben lassen, um Platz zu sparen und natürlich um die Plastikindustrie anzukurbeln.
Bei solchen "Mätzchen" machten bereits diverse Prominente mit, darunter Helmut Zilk und Helmut Qualtinger sowie Erika Pluhar, seine erste Ehefrau.
Pluhar war österreichische Schauspielerin (auch am Burgtheater) und Tochter eines Nazibeamten im Generalgouvernement.


CLUB 45

Bekannter wurde Proksch aber durch einen anderen Coup: Ab dem Jahr 1972 wurde er Einzelprokurist bei der ehemaligen k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel. Hier gründete er den berühmt-berüchtigten Club 45, der als Treffpunkt für Entscheidungsträger in Politik und Kultur gedacht war und später durch Verwicklung in viele Skandale bekannt wurde.
Obwohl der Club 45 zunächst Politiker vieler Couleur anzog, galt er in den "roten 70ern" schnell als Hauptquartier der Sozialdemokratie (SPÖ).
Das Problem des Club 45 war, dass er verschiedene Séparées hatte, die für Verhandlungen und erotische Spielchen genutzt wurden.
Das verfestigte die Seilschaften, aber auch die Abhängigkeit und Erpressbarkeit.
Der Club 45 bekam sogar eine musikalische Widmung im Lied "Wiener Blut" von Falco ("Wir präsentieren Wien - Auch im Club 45 samma drin - Dort sind wir unter und dann sehr intim - Im Stehen, im Fallen, im Liegen ..."; 1988).
Jenseits des Demel-Gebäudes gab es noch weitere Gebäude, in denen Geschäfte bis hin zum Waffenhandel getätigt wurden.


CUM UND WEHRSPORTÜBUNGEN

Eine andere verrückte Idee war die Errichtung eines Sperrgebietes, dem dem man mit echten Waffen Krieg spielen können sollte. Proksch nutzte dazu gute Kontakte zu Politik und Militär und untermalte sein Vorgehen mit einer Ideologie, die dem Mann einen unausrottbaren Tötungstrieb zusprach (Thanatos). Einige Beobachter hielten das für inszenierte Spinnerei, aber man kann auch Verbindung zu Proksch Jugend im Nationalsozialismus ziehen. Proksch brachte seine pseudophilosophischen Darlegungen im Wiener Schmäh dar, obwohl er in Rostock geboren wurde.
Die Verbindungen von Proksch bis hin zum Verteidigungsminister Karl Lütgendorf (siehe Fotobelege!) brachten ihm Zugang zu Schusswaffen, Munition, Sprengstoff, Kraftfahrzeugen und wahrscheinlich sogar Kampfflugzeugen ein. Dies sollte ähnlich wie seine Verbindungen aus dem Club 45 später bei kriminellen Handlungen noch eine große Rolle spielen.
In Form gegossen entstand dann der Verein CUM (Civil und Militär). Dieser Verein verfügte über Lütgendorf über diverse "Leihgaben" wie Lkws und ausgemusterte Flugzeuge und konnte an diversen Orten Wehrsportübungen durchführen.
In Hochfilzen bei Kitzbühel in Tirol wurden z. B. auf einem Truppenübungsplatz Sprengübungen unter Aufsicht von Major Hans Edelmaier durchgeführt.


ESKALATION UND DER FALL LUCONA

Waren die Projekte, die Udo Proksch initiierte, am Anfang noch kreativ oder schlimmstenfalls spleenig, so entwickelten seine sie im Zusammenhang mit Spitzenpolitikern, Geschäftemachern und Militärs eine zunehmend kriminelle Dynamik.
Proksch kam auf zunehmend destruktivere Ideen und musste zur Finanzierung seiner Großprojekte immer höhere Risiken eingehen.

Proksch wurden Verbindungen zu Waffenhändlern und zur organisierten Kriminalität nachgesagt.

Im Jahre 1976 fädelte er einen Deal ein, der - mit Spätwirkung - das politische Gefüge der Republik Österreich erschüttern sollte:
Proksch charterte den Frachter Lucona, um eine auf 212 Millionen Schilling (> 15 Mio. Euro) versicherte "Uranerzmühle" zu verschiffen.
Hinter dem Transport einer Uranerzmühle stand aber etwas ganz anderes. Proksch wollte Versicherungsbetrug begehen und dabei den Frachter Lucona durch eine Sprengladung versenken. Dabei nahm er den Tod der Schiffsbesatzung billigend in Kauf.
Statt der Uranerzmühle hatte die Lucona nur Schrott geladen.
Die Lucona war bei der österreichischen Bundesländer-Versicherung versichert, die der konservativen ÖVP nahe stand und nach diversen Affären selbst in Schwierigkeiten war. (Hinweis: Lange Zeit galt Österreich als ein zwischen Schwarz/ÖVP und Rot/SPÖ aufgeteiltes Land.)
Bei diesem Deal halfen Proksch der aus Deutschland stammende Hans Peter Daimler, diverse Kontaktleute sowie wahrscheinlich die italienische Mafia.

Doch der Plan ging - aus Sicht von Proksch - schief: Der Frachter Lucona wurde zwar nach langer Fahrt auf dem Indischen Ozean versenkt (aber noch innerhalb der Frist der wahrscheinlich verwendeten Armeezeitzünder), doch die Besatzung und damit mögliche Zeugen ging nicht komplett mit dem schwimmenden Grab unter. Sechs Menschen starben, aber sechs weitere konnten durch einen Zufall überleben: Ein in der Nähe fahrendes Schiff empfing den Notruf und nahm sofort Kurs auf die sinkende Lucona.
Der Frachter sank zwar an einer Stelle des Indischen Ozeans, wo man nicht so schnell einen Kontrolltauchgang unternehmen konnte, allerdings meldete die Besatzung nach der Bergung den Behörden, dass der Frachter nach einem Knall erstaunlich schnell untergegangen war.
Dies ließ in Zusammenhang mit der erstaunlich hohen Forderung an die Versicherung Fragen offen.
Die Bundesländer-Versicherung hielt dann auch die Zahlungen zurück.

Der Skandal im Skandal ist jetzt aber, dass die Behörden über Jahre nichts oder wenig unternahmen. Man vermutete, dass dahinter Proksch gute Beziehungen in die Politik standen und wahrscheinlich noch Erpressungsmaterial (wohl Fotos und Filme von sexuellen Handlungen in Séparées des Club 45).
Wenn dann doch einmal ein paar mutige Ermittler Belastungsmaterial gegen Proksch und Konsorten gesammelt hatten, verschwand das Material überraschenderweise wieder, wurde zurückgehalten oder es tauchte gefälschtes Entlastungsmaterial auf.
Erst am 15.02.1985 kam es zur Verhaftung von Udo Proksch und Hans Peter Daimler wegen Betrugsverdachtes, aber schon am 28.02. wurden beide wieder auf freien Fuß gesetzt.
Trotzdem ging die Rechnung der Komplizen auf lange Sicht nicht auf.

Die Gründe waren:
  • Einige investigative Journalisten ließen sich nicht einschüchtern.
    Darunter sind zu nennen Gerald Freihofner und Hans Pretterebner.
  • Im österreichischen Parlament gab es Untersuchungsausschüsse, die sich immer stärker gegen ein "Abdrehen" wehrten. Einer der investigativen Anführer war der junge Peter Pilz, ein Gründungsmitglied der Grünen Österreich, der 2017 seine Partei nach einem Streit verließ und die eigene "Liste Pilz" gründete. 
  • Deutsche Gerichte, die gegen Hans Peter Daimler ermittelten und außerhalb der österreichischen Netzwerke minutiös ermitteln konnten.
Im Dezember 1987 erschien das Buch "Der Fall Lucona" von Gerald Freihofner und Hans Pretterebner, das in den Medien einschlug wie eine Bombe und den "Jahrhundertskandal" wieder in die Schlagzeilen katapultierte und Munition für Untersuchungen im österreichischen Parlament, dem Nationalrat, lieferte.
Udo Proksch versuchte, sich durch eine Flucht ins Ausland der Verfolgung zu entziehen, während Anfang 1988 die offzielle Aufarbeitung des Falles erneut begann. Diesmal mit mehr Elan.
Im Untersuchungsausschuss wurden besonders Leopold Gratz (Nationalratspräsident, ehem. Bürgermeister von Wien) und Karl "Charly" Blecha (Innenminister) in die Zange genommen. Sie hatten Proksch Freilassung aus der Untersuchungshaft bewirkt und vielleicht noch viel mehr bis hin zur Fertigung gefälschten Entlastungsmaterials.
Im Januar 1989 hob das Nachrichtenmagazin profil den U-Ausschuss auf die Titelseite und lobte ausdrücklich Peter Pilz und seine Mitarbeiter. Peter Pilz war ruhig, aber entschieden gegen die belasteten Politiker vorgegangen und bewies, dass er über gute Kontakte verfügte.
Proksch selber wurde nach der Flucht durch Europa und Asien samt Gesichtsoperation in Manila (die aber wenig an seinem Äußeren veränderte) und gefälschter Identitäten wie Alfred Semrad am 02.10.1989 auf dem Flughafen Wien-Schwechat verhaftet.
Das Ende von Proksch schwerkrimineller Hanswurstiade kam dadurch, dass ein Tiefseetauchteam mit Robotern das Wrack auf dem Grund des Indischen Ozeans entdeckte und mit Aufnahmen der Explosionsstelle zweifelsfrei die Vorwürfe der Anklage bestätigte.
Die "Uranerzaufbereitungsanlage" war in Wirklichkeit eine große Kunststoffextruderanlage zur Ummantelung von Fernwärmerohren (Firma: Cincinnati Milacron, Wien-Penzing). Proksch hatte einmal für die Herstellerfirma gearbeitet und erwarb die Anlage acht Jahre nach ihrer Herstellung zum Schrottwert.

Mit diesem Beweismaterial begann einer der längsten Prozesse der (Zweiten) Republik Österreich, an dessen Ende Proksch im Jahre 1992 wegen sechsfachen Mordes und sechsfachen Mordversuchs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Am 27.06.2001 starb er in Haft an den Folgen einer Herztransplantation.
Proksch wurde auf dem Heiligenstädter Friedhof in Wien (Teil A, Gruppe TO, Nummer 26B) begraben.

Grab von Udo Proksch am Heiligenstädter Friedhof


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
-
Hans Pretterebner: Der Fall Lucona. Ost-Spionage, Korruption und Mord im Dunstkreis der Regierungsspitze; Pretterebner, Wien 1987
[Selbstverlag nach Mauern anderer Verlage] 
Helmut Schödel: Ein Staat braucht einen Mörder. Udo Proksch und die Lucona-Obsession; Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998
[gilt manchen als apologetisch]
Ingrid Thurnher: Auf den Spuren des Udo Proksch. Der Zuckerbäcker, der eine ganze Republik verführte; Ecowin, Salzburg 2011

Dornhelm, Robert: Udo-Proksch-Out of Control; 2010
-
Der Fall Lucona (Spielfilm); 1993
Proksch wird hier als Rudi Waltz von David Suchet gespielt.





Freitag, 20. Oktober 2017

BITCOIN

BTC-Logo


Bitcoin (engl. für Bitmünze, digitale Münze) ist eine digitale Währung und  gleichzeitig auch der Name eines weltweit verwendbaren dezentralen digitalen Buchungssystems. Sie ist weiterhin die vereinfachende Bezeichnung einer kryptographisch legitimierten Zuordnung von Arbeits- und Rechenaufwand.
Bitcoin wird auch gerne zu den "Kryptowährungen" gerechnet, obwohl Währung normalerweise von Staaten emittierte Zahlungsmittel sind. 

Überweisungen werden von einem Zusammenschluss von Rechnern über das Internet mithilfe einer spez. Peer-to-Peer-Anwendung abgewickelt.
Somit ist keine zentrale Abwicklungsstelle notwendig.
Eigentumsnachweise an Bitcoin können in einer persönlichen digitalen Brieftasche (Wallet) gespeichert werden.
Eine mögliche Brieftasche ist die "Electrum Bitcoin Wallet" (vgl. Beschreibung bei heise.de).

Der Umrechnungskurs von Bitcoin zu anderen Zahlungsmitteln wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Die Beschreibung des Zahlungssystems (von) Bitcoin erfolgte erstmals 2008 in einem von Satoshi Nakamoto (Pseudonym) veröffentlichten Dokument. 2009 wurde die Open-Source-Referenzsoftware dazu veröffentlicht.

Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam mit einer Bitcoin-Software verwalteten dezentralen Datenbank, der sog. Blockchain. Dort werden alle Transaktionen verzeichnet.
Man benötigt als Grundbedingung für die Teilnahme am Bitcoin-Netzwerk den Betrieb eines Bitcoin-Clients oder alternativ eines der Online-Dienste (z. B. für Mobilgeräte) samt Internetanschluss.

Mit Hilfe kryptographischer Techniken wird sichergestellt, dass Transaktionen mit Bitcoins nur vom jeweiligen Eigentümer vorgenommen werden können und die Geldeinheiten nicht mehrfach ausgegeben werden können.


Der zugrunde liegende Standard ist die Bitcoin protocol specification und die Blockchain hat 2017 136 GB (variabel).
Als Protokoll wird das übliche TCP/IP-Protokoll genommen (also für Transport und Internet). Der Netzzugang erfolgt über Ethernet.

Inzwischen gibt es nach dem Vorbild von Bitcoin sehr viele Kryptowährungen.

Kryptowährungen können wie viele Innovationen des Computerzeitalters positiv und negativ gesehen werden:

PRO:
- Privatakteure können ohne Einmischung des Staates handeln
- das Transaktionsverfahren läuft im Normalfall schnell und zuverlässig
- Überweisungen haben weitere Vorteile anderer nicht-barer Überweisungsmethoden (wenig Gewicht, keine Krankheitskeime am Geld usw.)

CONTRA:
- in der Software können Fehler stecken
- es können wichtige Informationen gehackt werden (Datendiebstahl) 
- die Kurse können manipuliert werden
- die "Rematerialisierung" in "richtiges Geld" (v. a. Bargeld) ist nicht immer einfach

Weitere Beispiele für Kryptowährungen:
- Burstcoin (BURST; 2014)
- Ethereum (ETH; 2015)
- Ripple (XRT; 2013) 
- Tether (USDT; 2015)

Bitcoin hält aber bis Ende 2017 noch ungefähr die Hälfte der Marktkapitalisierung.


QUELLEN:

Wikipedia

Dienstag, 3. Oktober 2017

STEPHEN PADDOCK



* 09.04.1953
+ 01.10.2017, in Las Vegas (Nevada, USA)

Stephen Craig Paddock war ein US-amerikanischer Ökonom, Buchhalter, Spieler, Hans-Dampf-in-allen-Gassen und Massenmörder.


JUGEND UND BERUFSLEBEN

Paddock wuchs in den 50er-Jahren in den USA auf und war früh damit konfrontiert, dass sein Vater ein Krimineller war, der schon früh die Familie verlassen hatte.

Benjamin Hoskins Paddock ließ seine Frau mit 4 Kindern alleine zurück und betätigte sich als Betrüger, Autodieb und Mehrfachbankräuber. Als er 1960 festgenommen wurde, versuchte er noch, einen FBI-Agenten zu überfahren.
Ende der 60er-Jahre gelang es ihm, aus dem Gefängnis auszubrechen. Das brachte ihn auf die berühmte "Ten-Most-Wanted-Liste" des FBI.
Ende der 70er-Jahre wurde Benjamin Paddock dann doch erwischt - beim Bingo-Spielen. Später kam er aber durch trickreiche Anwälte relativ glimpflich davon. Als er wieder in Freiheit war, betätigte er sich erneut im Glückspiel. Auch da soll es wieder zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, die aber juristisch nicht vollständig aufgearbeitet werden konnten.
Benjamin Paddock starb 1998.
Einige Psychologen führen diese Psychostruktur darauf zurück, dass er als Kind isoliert mit alten Eltern aufgewachsen war.
In seiner Familie hat es früh ökonomisch umtriebige Leute gegeben.

Ten Most Wanted List


Durch den kriminellen und unsteten Lebenswandel des Vaters Benjamin Paddock musste sich die Mutter von Stephen früh alleine durchschlagen. Sie musste mit ihrem kargen Sekretärinnengehalt insgesamt 4 Kinder versorgen.

Stephen war der älteste Sohn und auch der, der im Guten und Schlechten die meiste Erziehungsenergie abbekam. So nahm er schon als Kind erfolgreich an Klavierwettbewerben teil und erwies sich als guter Schüler.
Stephen Paddock studierte nach der Schule in den 70er-Jahren Betriebswirtschaft und bewies auch im Berufsleben einen Sinn für das Geldverdienen und für Zahlen. Er war aber gleichzeitig auch eine Spielernatur wie sein Vater. Obwohl er diesen als Kind kaum kennengelernt hatte, schien Benjamin Paddock seinen Sohn geistig doch stark zu beeinflusst zu haben.
Stephen Paddock hatte mehrere Jobs als Kaufmann und speziell als Buchhalter inne und arbeitete Ende der 80er-Jahre sogar in der Luftfahrtindustrie im Umfeld von Lockheed. Danach ging er anscheinend keinem regelmäßigen Job mehr nach und verlegte sich zunehmend auf das Spielen um Geld.

Stephen Paddock konnte durch sein finanziell erfolgreiches Leben mehrere Häuser in Nevada, Florida und Texas erwerben. Zum Spielen in Las Vegas lebte er gerne in Mesquite in Nevada.
Paddock besaß außerdem Fahrzeuge und Flugzeuge samt der zugehörigen Lizenzen und war Jäger und Angler.

Dem wirtschaftlich erfolgreichen Berufsleben standen private Auf und Abs gegenüber. Die Ehen, die Stephen Paddock einging, scheiterten alle nach einer gewissen Zeit.
Seiner Familie gegenüber verhielt er sich einigen Angaben zufolge finanziell großzügig. Er zahlte für die Bestattung seines Vaters, unterstützte seine Mutter und half seinen Brüdern aus wirtschaftlichen Problemen.

Die Brüder von Stephen Paddock waren wirtschaftlich weniger erfolgreich, wenn auch nicht ganz erfolglos.
Gegen einen von ihnen, Bruce Paddock, wurde aber 2017 recht kurz nach dem Attentat von Stephen Paddock Ermittlungen wegen des Besitzes von Kinderpornographie eingeleitet.


PSYCHISCHE STRUKTUR UND MENTALE PROBLEME

Stephen Paddock war unzweifelhaft intelligent, beruflich erfolgreich und konnte sich ein gesundes Selbstbewusstsein leisten. Einigen Beobachtern galt er allerdings als abgehoben und in bestimmten bereichen als äußerst kleinlich.

Im Jahre 2013 soll er z. B. in einem Casino ausgerutscht sein und danach einen Prozess angestrengt haben. Die dabei entstandenen Prozessakten dienten später der Analyse seiner Psychostruktur. Sie zeigen deutlich einen geistig abgehobenen Mann.
In den Folgejahren soll sich seine psychische Situation verschlechtert haben. Er überanstrengte durch das äußerst intensive Spielen seine Nerven und lebte einen sehr ungesunden Tagesrhythmus. Nachbarn gegenüber galt er als zunehmend verschlossener Eigenbrötler, wenn er diese überhaupt einmal zu Gesicht bekam. Auch soll er spätestens hier ärztliche Hilfe für seinen psychischen Zustand aufgesucht haben, wobei ihm diverse Medikamente verschrieben wurden - allen voran Valium (Nebenwirkungen!).

Zuletzt soll Paddock mit einer Philippinin zusammengelebt haben. Sie beschrieb die Beziehung als positiv, aber gleichzeitig beschreiben andere Menschen, z. B. eine Kellnerin in Las Vegas, ihn als temporär unwirsch. Ähnliche Äußerungen gibt es auch von Prostituierten.
In Stephen Paddock sollen auch immer wieder Erinnerungen an seinen schillernden Vater aufgekommen sein, die ihn dann verfolgten.  


MORDANSCHLAG

Stephen Craig Paddock wird das Massaker in Las Vegas vom 1. Oktober 2017 zur Last gelegt. Dabei soll er nach bisherigen Erkenntnissen vom 32. Stock des Mandalay Bay Resort and Casinos aus durch zwei in die Glaswand gebrochene Schießscharten auf eine Menschenmenge von über 20.000 Personen gefeuert haben, die sich gerade auf einem benachbarten Großplatz zu einem Konzert versammelt hatte. Im Rahmen des "Route 91 Harvest Country Festivals" trat u. a. der Sänger Jason Aldean samt Band auf.

Dieser Schusswaffenangriff auf eine Menschenmenge war insofern bis dato neuartig, als dass der Amokläufer eine oder mehrere vollautomatische Waffen benutzte, die aufgrund von Spezialmagazinen oder Gurten minutenlange Salven erlaubten. Die Vorgänge wurden in mehreren Videos von Besuchern und Überwachungskameras festgehalten.

Das Feuer wurde um 22.08 Uhr Ortszeit eröffnet. Bei späteren Recherchen stellte man fest, dass Paddock die (große) Suite mit der Nummer 32135 bereits drei Tage zuvor angemietet hatte, die Tat also wahrscheinlich geplant war.
Durch die Höhe des Schützen und die Rhythmik der Musik hat die Menge die Attacke zuerst nicht als solche wahrgenommen. Der Attentäter feuerte rücksichtslos weiter. In seinem Hotelzimmer wurden später rund 16 Waffen gefunden.
Die anrückenden Sicherheitskräfte samt SWAT-Team versuchten zunächst, die Position des Schützen zu lokalisieren. Dabei war das Mündungsfeuer und dann der hoteleigene Rauchmelder behilflich. Es gab wohl auch noch Hinweise von Sicherheitspersonal des Hotels, obwohl dessen Rolle etwas unklar blieb.
Es dauerte eine Weile, bis die Polizeikräfte den 32. Stock erreicht hatten. Als der Schütze merkte, dass die Einheiten sturmbereit vor seiner Tür standen, schoss er noch durch dieselbe.
Als die Tür aufgesprengt wurde, hatte sich Paddock bereits das Leben genommen. Er wurde um 23:58 Uhr als tot gemeldet. Weitere Schützen wurden ausgeschlossen.
Im Hotelzimmer fand man eine Waffensammlung, Überwachungskameras des Täters und Notizen, die darauf schließen ließen, dass der Täter geplant hatte, die Tat zu überleben und zu fliehen. 

Die Tat kostete in der Nacht 58 Todesopfer und über 500 Verletzte.
Weitere Entwicklungen müssen noch abgewartet werden.

Bei einem ebenfalls von einem erhöhten Punkt (Turm) aus durchgeführten Amoklauf am 01.08.1966 an der Universität Texas in Austin von Charles Whitman gab es auch Opfer, die erst viel später verstarben. Es ist unklar, ob diese Schießerei Paddock als Vorbild diente.


MOTIV-FRAGE

Interessant für Kriminalpsychologen und interessierte Beobachter ist das Motiv des Täters. Dieses gibt einige Rätsel auf. Die Polizei hielt zunächst sowohl ein politisches als auch ein religiöses Motiv für unwahrscheinlich. Ein Bekenntnis des IS zu dem Anschlag kurze Zeit später wurde als wenig glaubhaft eingeschätzt.
Ein kurz nach dem Anschlag angetroffener Bruder beschrieb Stephen als normalen Menschen und als hilfsbereit. Einige Nachbarn beschreiben ihn als unauffällig, andere hingegen auch als eigenbrötlerisch oder sogar aggressiv. 

Nun konzentrierten sich die Fahndungsmaßnahmen auf das Zuhause des Attentäters, seinen Bruder sowie seine 62-jährige Freundin aus den Philippinen, die sich aber gerade im asiatischen Ausland aufhielt.
Man stellte fest, dass Paddock mehrere Häuser in Nevada, Florida und Texas besaß sowie Fahrzeuge und Flugzeuge. In seinem Zuhause in Mesquite, Nevada wurden viele Schusswaffen sowie Sprengstoff sichergestellt.
Man ermittelte auch, dass er viele Hobbies hatte (Pilot, Jäger, Angler).
Er galt auch bei seinen Nachbarn als intensiver Spieler, besonders Videopoker, der dabei viel Geld gewonnen hat.

Die Polizei tat sich trotzdem über Wochen und Monate schwer, durch ihre Ermittlungen ein klares Motiv für die Tat herauszuarbeiten. 
Allgemein geht man davon aus, dass er durch sein Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie und sein Spielerleben psychisch dauerhaft überlastet war. Genauere Erklärungsansätze sind aber schwierig.


QUELLEN:

Wikipedia
-
Zeitungen, Fernsehen