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Mittwoch, 12. Dezember 2012

CHARLES MANSON UND DIE MANSON FAMILY





* 12.11.1934 in Cincinnati/Ohio

Anhang:
Crime-Pool (Überblick)
-
Sandra "Sandy" Good (Bildervideo)
Virginia "Ginny" Good (Bildervideo)
Lynette "Squeaky" Fromme
-


Charles Manson war ein US-Amerikanischer Krimineller, Guru, Künstler und Mordanstifter.
Berühmt wurde die von ihm nach dem Summer of Love '67 gegründete Manson Family, die nach Phasen des Wanderlebens (Schulbus) und der kreativen Tätigkeit Kontakte zum kalifornischen Kulturestablishment knüpfte und sich im Haus von Dennis Wilson (Beach Boys) und dann auf der Spahn Movie Ranch (Bonanza) niederliess. Dort trafen zunächst viele Polit- und Kulturaktivisten als Besucher ein wie Terry Melcher (Sohn von Doris Day), Neil Young, Meat Loaf, Anita Hofman und Cass Elliot. Unklar ist, ob und welche Kontakte zu späteren Mordopfern bestanden.
Doch mit der Zeit kam es zu einer weiteren Eskalation der Geisteshaltung, gesteigertem Drogenkonsum, Paranoia, Kontakte zu kriminellen Bikergangs, möglicherweise auch zu satanischen Kulten und zu einer fortschreitender Bewaffnung. Manson wollte aus Hippies Slippies machen und eine Art Revolution (Helter Skelter) anzetteln. Er orientierte sich dabei an Bikergangs und an Rommels Afrikakorps. Manson liess gestohlene Dünenbuggies panzern (zum "Dune Buggy Attack Battalion") und weitere Rückzugsmöglichkeiten in die Wüste auskundschaften. Geheime Botschaften erhielt er angeblich aus rückwärts gespielten Beatles-Alben.
Das alles geschah damals vor real existierenden schweren Demonstrationen und Rassenunruhen in Los Angeles und in anderen Städten der USA, bei denen ganze Stadtviertel in Flammen aufgingen.
Diese Eskalation kulminierte in der Ermordung der Schauspielerin Sharon Tate und einige ihrer Freunde durch die Manson Family sowie gleich am nächsten Tag in der Ermordung des Ehepaares LaBianca. Die Manson Family tötete auch im Drogenhandel und zur Beseitigung von Zeugen.
Bis heute ist unklar, wie viele Menschen die Family auf dem Gewissen hat und wann sie zu töten begann. Schätzungen reichen von 10 - 40 Morden. Es kam an ihren einstigen Aufenthaltsorten immer wieder zu gross angelegten Leichensuchaktionen, wie z. B. 2008, als Spürhunde mehrfach anschlugen, aber keine Leichen gefunden werden konnten - was aber nichts heissen muss, da viel Zeit vergangen ist und Manson die Leichen tief begraben haben soll.


I. Charles Mansons Jugendzeit

Charles Manson wurde am 12.11.1934 geboren. Sein Vater war nicht anwesend und einige Jahre im Kriegseinsatz, seine Mutter führte ein unstetes Leben als Diebin und Hure. Sie wollte ihren streng christlichen Eltern entkommen.
Manson wuchs dann bei seinen Grosseltern auf oder wurde von anderen Menschen betreut. Durch die Schikanen seines Umfeldes wurde er in der Schule renitent und kam schliesslich in Heime, sog. "Reform Schools". Dort lernte er, zu stehlen und Gewalt anzuwenden. Manson wurde auch von seinem Onkel beeinflusst, der sich als Mountain Man aufführte. Dieser war zwar ein Naturliebhaber, aber auch gewalttätig und lehnte Bildung als den Yankees zugehörig ab.
Manson war klein vom Körperwuchs und besass nur wenig Schulbildung. Dafür entwickelte er natürliche Intelligenz und entwickelte Instinkte wie ein Tier, wie er selbst sagte. Manson befasste sich auch mit geistigen Dingen und lernte, seine Umwelt zu manipulieren. Dabei kam ihm auch eine gewisse Musikalität zu gute, die er als Kind bei den Kirchgängen erwarb, obwohl er an sonsten nichts vom Kirchgang hielt.

Charles Manson in jungen Jahren

Charles Manson begab sich nun in einen Teufelskreis zwischen Straftaten und Haftstrafen. Ende der 50er-Jahre erhielt er für Urkundenfälschung und andere Delikte eine Haftstrafe, die bis 1967 dauerte. Das Jahr und der Ort sollten später noch eine grosse Rolle spielen: Manson wurde nämlich genau in dem Moment freigelassen, als in San Francisco der Summer of Love ausbrach. Das sollte für seinen künftigen Lebensweg eine grosse Rolle spielen.
Vorher hatte er noch im Gefängnis von gescheiterten Weltkriegsteilnehmern die dort üblichen Regeln und Machtspielchen kennengelernt. Ausserdem beschäftigte er sich mit Psychospielchen und lernte von einem Kriminellen das Gitarrenspielen. Auch das sollte eine grosse Rolle spielen. Manson betrachtete seine Gefängnisumwelt inzwischen als seine Familie und verliess den Knast nur widerwillig.


II. Entstehung der Manson Family

Kathryn Lutesinger, Sandra Good;
Ruth Moorehouse, Lynette Fromme, Nancy Pitman


Als Manson in den Summer of Love geriet, traf er zunächst eher zufällig auf junge Frauen, die dem bürgerlichen Leben entkommen wollten. Manson - der in der langen Haftzeit kaum Frauen zu Gesicht bekam - war nun froh, wieder eine Familie zu haben. Die neue Gruppe wurde immer grösser und allmählich liess Manson auch Männer zu, um die Gruppe schützen zu können.
Die Gruppe trieb sich einige Zeit in der Gegend herum, bis Charles Manson seinen VW Bus und andere Habe gegen einen schwarzen Schulbus tauschte. Mit diesem später berühmt gewordenen Bus fuhr die entstehende Family, die eigentlich erst später so genannt wurde, durch Kalifornien. Innen war er wohnlich eingerichtet.
Man praktizierte Drogenkonsum und freie Liebe, so dass einige der Frauen schwanger wurden.

Doch Manson wollte mehr. Er hatte zwar keine gute Schulbildung, dafür aber einen Instinkt für die Situation und ein gewisses musikalisches Talent. Er träumte davon, Kontakte mit der Film- oder Musikbranche zu knüpfen und so berühmt zu werden und sozial aufzusteigen. Diese Absicht gestaltete sich als schwierig, allerdings war Manson mit seiner Gruppe nicht ganz erfolglos.
Wir können heute nicht mehr im Detail rekonstruieren, wie Manson dabei vorging. Wahrscheinlich hatte er lose Kontakte zu einigen Filmemachern und Musikern. Dabei setzte er oft seine Frauen als Lockvögel ein. Möglicherweise verdingte er sich auch selber als Stricher.

Bekannt ist aber, dass er über seine Frauen Kontakte zu Dennis Wilson von den Beach Boys herstellte. Die gingen so weit, dass die Gruppe nach der Rückkehr von der Kalifornienreise sogar eine Zeit lang bei ihm in seinem Haus wohnte. Wilson sagte zu, sich für Studioaufnahmen mit Manson einzusetzen. Allerdings verlief das Leben der Gruppe auch weiterhin sehr chaotisch. Das Haus von Wilson - Ort von Sex- und Drogenorgien - sah nach kurzer Zeit heruntergekommen aus, von der Musikbranche geschenkte Autos wurden zu Schrott gefahren und Plattensammlungen und Preise gestohlen und verscherbelt.


III. Etablierung auf der Spahn Movie Ranch

Spahn Movie Ranch


Die Family sah sich nach einem neuen Domizil um. Dabei vermittelten einige Frauen die Spahn Movie Ranch, also eine Filmranch, auf der nur noch ab und zu ein Film gedreht wurde. Charles Manson bot dem alten Cowboy George Spahn an, ihm bei den Rancharbeiten zu helfen. Auch kümmerten sich die Frauen der Family um seine Gesundheit (wohl auch sexuell). Im Gegenzug durften sie auf der Spahn Ranch wohnen.
Dort machte die Family zunächst diverse Spielchen, die dann in immer obskurere Rituale abdrifteten. Beieinflusst waren diese Rituale durch Religion, Psychologie bzw. Pseudopsychologie, asiatische Mystik und Okkultismus. Manson wurde immer mehr zum Guru. Er braute sich zunehmend seine eigene Ideologie zusammen, bezeichnete sich als Jesus und Satan in einem, beschäftigte sich mit historischen Revolutionären, aber auch mit Adolf Hitler ("Hymie"). Möglicherweise kam es auch zu Tieropfern, wenigstens deuten einige Tierreste darauf hin. Ob es auf der Ranch auch zu Ritualmorden kam, ist unklar.
Bei dieser Entwicklung spielte auch der exzessive Drogenkonsum eine Rolle. Neben natürlichen Drogen wie Cannabis, Pilzen und Belladonna nahm man auch LSD und Speed. Diese Drogen führten zu einer Bewusstseinserweiterung, aber auch zu einer Bewusstseinsverfälschung. Speed wirkte antriebssteigernd, machte aber auch unkontrolliert und paranoid. Auf jeden Fall verstärkten die Drogen den allgemeinen Trend zur Eskalation.

Die Spahn Ranch mit der Manson Family wurde in der Kulturszene offenbar zu einem immer bekannter werdenden Anlaufpunkt. Viele Schauspieler, Aktivisten, Musiker und weitere Künstlergruppen waren damals zu Besuch - darunter auch ein grosser Teil der Prominenz der späten 60er-Jahre. Nicht wenige davon wollten nach der Eskalation der Ereignisse nichts mehr von ihrem anfänglichen Interesse wissen!

Wer genau auf der Spahn Ranch ein und aus ging, lässt sich nicht mehr ganz genau sagen.
Einige Namen sind aber bekannt:

  • Dennis Wilson (The Beach Boys)
  • Terry Melcher (Sohn von Doris Day)
  • Neil Young (u. a. Crosby, Stills, Nash & Young)
  • Meat Loaf (Sänger, noch über Jahrzehnte aktiv)
  • Jim Morrison (The Doors)
  • Cass "Mama Cass" Elliot (The Mamas and the Papas)
  • Anita Hoffman (Ehefrau des politischen Aktivisten Abbi Hoffman)
  • Deirdre Lansbury (Tochter von Angela Lansbury)
  • eine Tochter von Dean Martin

Die Gruppendynamik nahm weiter ihren Lauf:
Neben Kulturschaffenden nahm die Manson Family Kontakt zu weiteren wichtigen Personenkreisen auf. Einmal hatte sie Verbindungen zu diversen Bikergruppen wie den Hells Angels und kleineren Gruppen wie den Straight Satans und den Satan's Slaves. Diese spielten auch eine Rolle beim Handel mit Drogen und bei der Durchsetzung von Interessen.
Es wird weiter vermutet, dass Verbindungen zu verschiedenen Kulten bestanden. Darunter waren Scientology, vielleicht auch The Process Church of the Final Judgement, eine damals berühmte Scientology-Abspaltung, und möglicherweise Satanisten um Anton Szandor LaVey. Besonders Bruce Davis soll Kontakte zu Scientology und vielleicht The Process unterhalten haben. Bobby Beausoleil und Susan Atkins hatten Kontakte zu LaVey.
Die Manson Family hatte auch Verbindungen zu anderen gegenkulturellen Gruppen. Darunter war auch die Lyman Family unter Mel Lyman, der zeitweise die Schauspieler Mark Frechette und Daria Halprin (Film: Zabriskie Point) nahestanden. Die Manson und die Lyman Family kämpften zwar gemeinsam für bestimmte Ziele, waren aber auch Konkurrenten und warben einander gewaltsam Anhänger ab.

Die Bedeutung von The Process (Church) in Zusammenhang mit der Manson Family ist bis heute umstritten. Die einen betrachten etwaige Verbindungen als absurde Verschwörungsphantasie, die anderen sehen sie als erwiesen und sogar als Kern der späteren Eskalation an. The Process war anfangs ein von Scientology abgespaltener Psycho-Kult aus England, der sich dann nach Mexiko (Xtul/Yucatan) und in die USA ausbreitete, eine eigene Theologie aufbaute und etliche Zweigstellen unterhielt. Dabei soll er ins Satanistische und in die Kriminalität abgedriftet sein. Man glaubte an die Vierheit Christus - Gott/Jehova - Lucifer - Satan.
Unklar ist, ob The Process auch die Wurzel von potentiell kriminellen Bünden wie "Circe - Order of Dog Blood" und dem "4 π Movement" ist. Wenigstens letzter wird mit diversen Ritualmorden in Verbindung gebracht (auch mit dem Serienkiller Son of Sam alias David Berkowitz).
Autoren wie Vincent Bugliosi und v. a. Ed Sanders deuten auf Verbindungen zwischen The Process und der Manson Family hin. Die Theologien weisen auf jeden Fall Ähnlichkeiten auf. The Process konterte juristisch.


Auf jeden Fall kam auf der Spahn Ranch eine explosive Mischung zusammen. Man beeinflusste sich auf kultischer Ebene, handelte aber auch mit gestohlenen Gegenständen (Hehlerei) und mit illegalen Drogen.
Die Family konnte sich so finanzieren, verstrickte sich aber immer mehr in die Organisierte Kriminalität.
Auf der Spahn Ranch tauchten so immer mehr gestohlene Autos auf, die dann von einigen erfahrenen Mechanikern aus dem Umfeld der Familie wieder fahrtauglich gemacht wurden.
Einen Teil ihrer Einnahmen erhielt die Manson Family auch über reiche Mitglieder wie die Bankierstochter Sandra Good aus San Diego.
Zur Stärkung der Gruppendynamik unternahm Manson regelmässig irgendwelche Spielchen: Beim "Garbage Run" schickte er seine Mädchen aus, um aus den Mülltonnen von Supermärkten noch relativ gut erhaltene Lebensmittel zu sichern. Beim "Creepy Crawling" brach die Family nachts in Wohnungen der Gegend ein, verrückte Möbel und stahl Wertgegenstände.

Garbage Run


Ferner sah man sich nach neuen Wohnmöglichkeiten um. Neben der Spahn Ranch wurden die Barker Ranch und die Myers Ranch ausgekundschaftet, die weiter in der Wüste in Richtung Death Valley lagen. An kalten Wintertagen zog die Family auch in ein gelbes Haus, dem Manson den Namen Yellow Submarine gab.

The Ramrodder (Auspeitschung)
The Ramrodder (rechts Catherine Share)

Vorübergehend konnte man die Family durchaus als etabliert bezeichnen: Sie nahm eigene Lieder auf und war zumindest über einige ihrer Mitglieder an kleinen Filmprojekten beteiligt. Ein oder zwei Songs erhielten sogar Zugang zum Beach-Boys-Album 20/20, allerdings wurden Textänderungen vorgenommen und Mansons Name wurde nur am Rande erwähnt. Das kränkte den selbsternannten Boheme sehr.
Auf der Spahn Movie Ranch wurden kleinere Filme gedreht, z. B. The Female Bunch und The Ramrodder. Sie gehörten zum Trend der damaligen Exploitation bzw. Sexploitation Movies und verherrlichten das Rebellentum in Kombination mit dem Cowboyleben auf einer Ranch.
Bei dem zweiten genannten Film, The Ramrodder, konnten auch einige Mitglieder der Family selbst mitspielen: Allen voran Catherine "Gypsie" Share und Bobby "Cupid" Beausoleil.
Die Manson Family machte möglicherweise auch private Filmaufnahmen mit sexuellen Inhalten. Heute lässt sich das aber nicht mehr nachweisen.
Einige Familienmitglieder hatten schon vorher Kontakte zur Satanisten-Szene. Susan Atkins hatte für den Satanistenführer Anton Szandor LaVey in seinen Shows getanzt, Bobby Beausoleil spielte in "Invocation Of My Demon Brother" mit und arbeitete später für das Projekt "Lucifer Rising". Beide Filme stammen von Kenneth Anger. Beim ersten arbeitete auch Mick Jagger mit, beim zweiten seine Frau Marianne Faithfull und sein Bruder Chris Jagger. Beausoleis frühe Kontakte zur Musikszene liefen über Haight-Ashbury und über ein Haus mit dem Namen "Russian Embassy".
Catherine Share war musikalisch begabt und sang als Charity Shayne Lieder wie "Ain't it, Babe".

Die Manson Family hatte wenige Dutzend permanente Mitglieder. Wenn man aber die Zahl derer hinzuzählt, die gelegentlich auf der Ranch anzutreffen waren, dann kommt man auf über 100:

Männer in der Family:

  • Edward Arthur Bailey (Ed)
  • Lawrence Edward Bailey (Little Larry)
  • Robert Kenneth Beausoleil (Bobby, Cupid)
  • Daniel Thomas de Carlo (Danny)
  • Kenneth Daniel Como (Jesse Jones, Curly)
  • Bruce McGregor Davis
  • Juan Flynn (John Leo)
  • Steven Dennis Grogan (Clem)
  • John Phillip Haught (Zero, Jesus, Christopher Jesus)
  • Brooks Ramsey Poston
  • Charles Allen Lovett (Chuck, Chuckleberry)
  • Dennis Rice (Fatherman)
  • Thomas Walleman (T. J. the Terrible)
  • Paul Allen Watkins (Little Paul)
  • Charles Denton Watson (Tex)


Frauen in der Family:


  • Susan Atkins (Sadie)
  • Ella Jo Bailey (Yellerstone, Yeller)
  • Susan Phyllis Bartell (Country Sue)
  • Mary Theresa Brunner (Mother Mary)
  • Sherry Ann Cooper (Sherry, Simi Valley Sherry)
  • Madaline Joan Cottage (Little Patty, Linda Baldwin)
  • Lynette Fromme (Squeaky)
  • Catherine Gillies (Cappy)
  • Sandra Good (Sandy, Blue)
  • Leslie van Houten (Lulu)
  • Barbara Hoyt
  • Linda Kasabian (Yana the Witch)
  • Patricia Dianne Krenwinkel (Katie)
  • Diana Lake (Snake)
  • Kathryn Rene Lutesinger (Kitty)
  • Ruth Ann Moorehouse (Ouish)
  • Susan Murphy
  • Nancy Laura Pitman (Brenda McCann)
  • Barbara Rosenberg (Bo, Rainbow)
  • Stephanie Jean Schram (-)
  • Catherine Share (Gypsy)
  • Lori Walleman (Ansom 13)




Exkurs:

Peace (Friedensrune, eigentlich falsch herum)


Die Taten der Manson Family müssen vor dem Hintergrund des Summer of Love '67 und der Gegenkultur (Counter Culture) gesehen werden.
In der damaligen Zeit wuchs eine Generation heran, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde und mit den Werten ihrer Eltern nicht mehr komplett einverstanden war. Das heisst aber nicht, das alle jungen Menschen oppositionell waren.
Die Auseinandersetzungen um die Bürgerrechtsfrage mit Demonstrationen und Rassenunruhen und um den Vietnamkrieg eskalierten in den 60er-Jahren.
Kalifornien und San Francisco war ein Kristallisationspunkt der Protestbewegungen, wenn auch nicht der einzige. Die Ursachen liegen möglicherweise im angenehmen Klima, den historischen Bauten in San Francisco, den vorausgegangenen Alternativkulturen der Beatniks und Hipster und anderen Faktoren.

Die Gegenkultur, wie man die Oppositionsbewegungen nannte - wohl nach einem Buch von Theodore Roszak - waren aber vielfältig. Heute denkt man häufig an Hippies, also Blumenkinder, die für den Frieden demonstrieren. Damals gab es jedoch eine vielfältige Oppositionskultur: Neben Hippies machten sich in der Szene Rocker breit, die eigentlich politisch rechts standen und schon nach dem Zweiten Weltkriegs aufkamen, sich aber mit der Musik und dem Lebensstil der Gegenkultur identifizierten. Zusätzlich entstanden noch mehrere Kulte mit psychologischen und religiösen Inhalten, die vom harmlosen Esokult bis zur gefährlichen Satanistensekte reichten. In San Francisco gab es neben Scientology noch The Process, die Children of God, die Church of Satan und Szandor LaVey und andere Gruppierungen.

Strukturell muss man auch sehen, dass in dem Moment, in dem Menschen aus der bürgerlichen Gesellschaft aussteigen und zu Orten wie Haight Ashbury in San Francisco strömen, diese Menschenmassen ja auch versorgt werden müssen. Und da bot sich neben der Annahme von Spenden Drogenhandel, Diebstahl und Prostitution an. Zusammen mit dem intensiven Drogenkonsum kippte damit die Stimmung in San Francisco nach dem Summer of Love sehr schnell. Die Hippies nahmen neben bewusstseinserweiternden Drogen wie LSD auch Speed, dass überdreht und paranoid machen kann.

Hinzu kam, dass durch die ungelösten Rassenkonflikte und den weiter andauernden Vietnamkrieg die alte Gesellschaftsordnung obsolet erschien und für viele Menschen eine Revolution unvermeidlich wurde. Politische Hoffnungsträger wie Martin Luther King und Robert F. Kennedy wurden 1968 ermordet. Es entstand eine gefährliche Mischung aus Endzeitstimmung, Drogenüberkonsum und Revolutionsromantik.


IV. Eskalation der Gewalt

Die politische Gewalt um die Manson Family eskalierte im Sommer 1969. Es ist dabei nicht klar, ob es vorher schon neben Diebstahl schwerere Verbrechen gab.
Durch den ausgedehnten Drogenhandel blieben Auseinandersetzungen mit Dealern nicht aus.
Tex Watson versuchte, den schwarzen Drogenhändler Bernard "Lotsapoppa" Crowe um seinen Drogenlohn zu bringen. Dafür rächte sich dieser, indem er Mitglieder der Family bedrohte. Charles Manson musste Watson helfen und schoss Bernard Crowe an. In den Nachrichten wurde später über einen Mord an einem Black Panther berichtet. Das führte dazu, dass Manson erstens glaube, er habe Crowe getötet und zweitens, er habe sich mit der Black Panther Party angelegt. Das führte dazu, dass sich Manson noch stärker bedroht fühlte und die Aufrüstung seiner Family vorantrieb.

Manson handelte auch mit Rockergruppen wie den Straight Satans. Das Drogenmaterial, dass er an sie verkaufte, bezog er u. a. vom Musiker und Soziologen Gary Hinman, der es in seinem Haus herstellte.
Manson bot den Rockern auch Frauen aus seiner Familie an. Aber viele von ihnen wollten weiterziehen. Nur Danny Di Carlo blieb länger.
Einmal geschah es, dass sich die Rocker über schlechtes Material beschwerten und ihr Geld zurückerstattet haben wollten. Als Bobby Beausoleil nicht wusste, was er tun sollte, gab ihm Di Carlo eine Schusswaffe und bat ihm, den Fall zu klären. Daraufhin besuchten Bobby Beausoleil, Susan Atkins und Mary Brunner den Musiker in seinem Haus. Charles Manson kam später hinzu, als der Streit eskalierte. Er war dabei in Begleitung von Bruce Davis und möglicherweise Clem Grogan.
Die Family wollte Hinman zwingen, das Geld aus dem Drogendeal wieder herauszurücken. Möglicherweise ging es auch um eine Erbschaft. Der Musiker, der eigentlich auf eine buddhistische Japanreise gehen wollte, wurde nun in seinem eigenen Haus gefangengehalten und gefoltert. Er weigerte sich jedoch, nachzugeben.
Daraufhin rief man Manson zur Hilfe, der Hinman mit einem Säbel die Gesichtshälfte aufschnitt. Es ist unklar, ob das als Drohgebärde gemeint war oder ob Hinman Manson die Tür geöffnet hat und dieser irrtümlich glaube, er habe sich befreit. Auf jeden Fall wurde Hinman weiter gefoltert und schliesslich ermordet.
Um falsche Spuren zu legen, malten Mitglieder der Family Black-Panther-Zeichen an die Wand.

Gary Hinman
Hinman war Soziologe, Musiker, Doktorand, Hippie und wahrscheinlich auch Drogendealer.
Bei einem schief gegangenen Deal mit schlechtem Stoff fühlten sich Rocker und die Family übergangen und wollten Hinman zur Rückerstattung pressen. Die tagelange Folter endete tödlich.

Der Mord an Hinman blieb aber nicht unbemerkt. Der unter Drogen stehende Beausoleil wurde an einer Strasse schlafend im gestohlenen Auto Hinmans gefunden und unter Mordverdacht festgenommen. Jetzt fühlten sich die anderen Familienmitglieder genötigt zu handeln. So nahm die Katastrophe ihren Lauf.
Manson deutete an, dass man sich für einen gefangenen "Bruder" einsetzen müsse. Er hatte aber schon lange von einem finalen Kampf gegen das Establishment geträumt, das er nach einem Lied der Beatles "Helter Skelter" nannte. Ausserdem hatte er grosse Ressentiments, weil er sich als Künstler nicht anerkannt fühlte.
Das alles muss vor dem damaligen Hintergrund schwerer politischer Krawalle und einer revolutionären Endzeitstimmung gesehen werden. Bei Rassenunruhen waren 1965 in Watts in L. A. 34 Menschen getötet und viele verletzt worden, nach dem Tod von Martin Luther King brannten viele Städte und die Proteste gegen den Vietnamkrieg kulminierten gerade.

Charles Manson plante folgendes Vorgehen: Er beobachtete schon seit längerem die Villen Prominenter in reichen Stadtvierteln und wollte sie jetzt überfallen. Dabei kam ihm zugute, dass er gerade Charles Watson bei einem Drogenkonflikt geholfen hatte und der ihm aus seiner Sicht noch etwas schuldete.
Manson schickte nun unter Führung Watsons eine Gruppe seiner Anhänger los, um das Anwesen von Roman Polanski am Cielo Drive 10050 zu überfallen. Das Anwesen gehörte Rudi Altobelli, gemietet hatten es aber Roman Polanski und seine schwangere Frau Sharon Tate. Es waren aber noch andere Mitarbeiter und gelegentlich Gäste anwesend.
Einige Autoren behaupten, Manson wollte eigentlich Terry Melcher, einen Produzenten der Beach Boys, treffen, dem das Haus einige Monate zuvor gehörte. Aber es ist wahrscheinlich, dass Manson bei einem früheren Besuch erfuhr, dass die Mieter gewechselt hatten. Möglicherweise war es für ihn aber das Symbol des Musikestablishments.
Da die Manson-Raids oft satanistisch inszeniert waren und Tate und Polanski mit satanistischen Filmthemen spielten und ausserdem beide Gruppen mit Drogen zu tun hatten, spekulierte die Presse später über eine Verwicklung beider ins Satanismus- und Drogenmilieu und fragte, ob es Verbindungen zwischen Manson und Tate/Polanski gab. Diese Thesen sind aber spekulativ und konnten bislang nicht bewiesen werden.

Manson schickte als Angriffsteam in der Nacht vom 8. auf den 9. August 1969 Tex Watson als Anführer, Lynda Kasabian als Fahrerin, sowie Susan Atkins, und Patricia Krenwinkel als Verstärkung für Tex Watson.
Manson selber kam nicht mit. Er gab nur den Befehl "Do what Tex says!"
Umstritten ist, ob er später noch einmal mit anderen Family-Mitgliedern am Tatort war und einige Sachen präparierte oder umstellte.
Als das Hit-Team eintraf, wollte der Techniker Steven Parent gerade das Anwesen verlassen. Er wurde in seinem Auto erschossen. Tex und die Frauen beobachteten das Haus und schnitten die Telefondrähte durch.
Im Haus waren Sharon Tate, ihr Ex-Freund Jay Sebring (Schauspieler und Starfriseur), Vojtech Frykowski (Schriftsteller), und Abigail Folger (Erbin des Kaffee-Imperiums).
Tex Watson schlich um das Anwesen und öffnete von innen für die Frauen ein Fenster. Dann griffen sie mit Schusswaffen und Langmessern an. Möglicherweise waren dabei Drogen im Spiel.
Tex Watson betrat das Wohnzimmer mit den überraschten Gästen mit dem Satz: "I'm the devil and I'm here to do the devil's work!" (so oder so ähnlich oft zitiert).
Die Angehörigen der Partygesellschaft wurden zuerst zusammengetrieben und dann erschossen, erstochen oder ihne wurden die Kehlen durchgeschnitten. Der Angriff sollte offensichtlich satanistisch wirken. Wie beim Angriff auf das Haus des Musikers Hinman hinterliess man vermeintliche Spuren der Black Panthers: Auf der Tür stand mit Blut Pig geschrieben.
Sharon Tate bettelte um das Leben ihres schon weit entwickelten ungeborenen Kindes. Die Täter überlegten kurz, ob sie das Baby hohlen sollten, doch dann stachen sie zu.
Abigail Folger und Voyteck Frykowsky versuchten zu fliehen und wurden daraufhin im Garten gerichtet, Sebring wehrte sich noch - er hatte Karateunterricht genommen - und versuchte sich für Sharon Tate einzusetzen. Dann wurde auch er massakriert. Polizisten konnten das später an den Schnittspuren an seinen Unterarmen erkennen.
Der Hausangestellte William Garretson bekam von dem Massaker wohl nichts mit. Er war ein Freund von Steven Parent und wurde zunächst von der Polizei unter Mordverdacht festgenommen, dann aber wieder freigelassen.
Die Leichen wurden am nächsten Morden von der Haushälterin entdeckt. Polizisten fanden Tate und Sebring an ein und demselben Seil hängend wie bei einem Wippgalgen. Es bleibt bis heute unklar, ob das die Haupttäter so gestellt haben oder ob Manson nicht doch einmal den Tatort besucht und verändert hat.
Einige Aussagen der Täterinnen deuten darauf hin, dass das Seil beim ersten Angriff noch nicht eingesetzt wurde. Ausserdem wurde eine Hornbrille am Tatort gefunden, die nicht zugeordnet werden konnte.
Interessanterweise hat niemand von den Nachbarn etwas von dem Gemetzel bemerkt. Die Polizei und Beobachter führten das auf Ignoranz oder auf die Ablenkung durch andere Lärmquellen zurück.
Als die Nachricht vom geglückten Hit auf der Spahn Ranch eintraf, brach die Family in Jubel aus. Manson soll sich aber über die laute Tatausführung aufgeregt haben.

Voyteck Frykowski, Sharon Tate, Steve Parent, Jay Sebring, Abigail Folger

Sharon Tate mit Strick um den Hals


Bereits am nächsten Tag griffen die Manson-Anhänger erneut an. Diesmal war das Unternehmerehepaar Leno und Rosemary LaBianca ihr Opfer. Sie wohnten im Waverly Drive 3301. Die Täter waren diesmal Charles Manson, Tex Watson, Leslie van Houten und Patricia Krenwinkel. Manson war am Tatort zugegen, weil ihm der Überfall vom Vortag zu wild und zu laut erschien. Er hielt sich aber im Hintergrund und hinterliess keine Fingerabdrücke. Möglicherweise war auch Clem Grogan zugegen.
Manson zog sich später zurück und plante mit Susan Atkins und Linda Kasabian einen weiteren Anschlag, nämlich auf den Schauspieler Saladin Nader.
Warum dieses Objekt gewählt wurde, ist nicht ganz klar. Der zeitgenössische Spiegel schrieb, dass sich Manson beim Cruisen im Auto an einem im Weg stehenden Motorboot-Anhänger gestört hat. Es kann aber auch sein, dass er den Ort wählte, weil die Family im Jahr zuvor beim Nachbarn Harold True gefeiert hat.
Die Täter brachen in das Anwesen der LaBiancas ein, drohten aber nicht mit Mord, sondern verlangten, dass sich die Opfer auf den Boden legten, damit sie sie fesseln konnten. Dann richteten sie sich zuerst einmal gemütlich ein und bedienten sich am Kühlschrank. Später vollendeten sie aber ihre Tat und stachen auf die am Boden bzw. auf dem Bett liegenden Opfer ein, bis diese tot waren. Dabei kam auch das Besteck der Opfer zum Einsatz. Wieder wurden politische Parolen an die Wände oder die Möbel geschmiert oder in die Opfer geritzt (War, He(a)lter Skelter, Rise, pigs).



Leno und Rosemary LaBianca (unten mit Tochter Suzan, links)


Der weitere geplante Mord am Schauspieler Saladin Nader schlug fehl. Angeblich traute sich Linda Kasabian kurz vor dem Ziel doch nicht, den Mordauftrag umzusetzen.
Auf jeden Fall kehrten die Family-Mitglieder wieder auf die Ranch zurück und freuten sich über ihren gelungenen Coup.

Die Freude wehrte aber nur kurz, denn plötzlich ereilte die Ranch am 16.08.1969 eine umfassende Polizeirazzia. Die Polizei umstellte mit massiven Einsatzkräften das Anwesen und nahm die meisten Anwesenden fest. Allerdingt war der Grund der Razzia nicht das vorangegangene Gemetzel, sondern eine Reihe von Autodiebstählen und anderer Straftaten, die der Manson Family angelastet wurden. So hatte die Family Glück im Unglück. Hinzu kam noch, dass die Polizei bei ihrer Grossaktion formelle Fehler begangen hatte und die Gefangenen so wieder freigelassen werden mussten.

Charles Manson wird abgeführt
Trotzdem sann Manson auf Rache: Er hatte vermutet - wohl zu Recht - dass die Family vom Ranchhelfer Donald "Shorty" Shea bei der Polizei angeschwärzt worden war. Shea diente auf der Ranch des alternden George Spahn als rechte Hand, versuchte sich aber auch als Schauspieler und Stuntman. Offensichtlich hatte er sich schon vorher mehrfach am Auftreten der Manson Family gestört, während sich Manson umgekehrt an seiner Beziehung zu einer Schwarzen störte. Der Name "Shorty" war ironisch gemeint, denn Shea war sehr gross.
Gleichzeitig plante der taktisch versierte Manson einen weiteren Rückzug der Family in Richtung Death Valley. Die Barker Ranch und andere Gebiete waren in das Visier Mansons und seiner Anhänger geraten.
Doch zuvor musste Donald Shea weg: Man lockte ihn unter einem Vorwand zu einer Autofahrt und schlug dann im Auto auf ihn ein, um ihn zu lähmen. Täter waren Charles Manson, Tex Watson, Bruce Davis und Clem Grogan. Dann wurde er herausgezerrt und gefesselt. Was jetzt passierte, ist nicht bis ins Detail geklärt. Wahrscheinlich wurde Shea unter dem Beisein vieler Manson-Frauen gefoltert und zur Schau gestellt. Dabei sollen tiefe Schnitte in seinen Körper ausgeführt worden sein. Die Behauptung, er sei in Stücke geschnitten worden, liess sich aufgrund späterer Funde nicht bestätigen. Möglicherweise wurde er dann noch von den Frauen oral befriedigt, bevor er - das ist gewiss - geköpft wurde.
Seine Leiche wurde verscharrt und konnte erst Jahre später gefunden werden.

Donald "Shorty" Shea
Der grosse und starke "Shorty" galt als Snitch (Verräter) und musste beseitigt werden.
Die Frauen sollen gesungen und ihn oral befriedigt haben, während er mit Schnittwaffen gefoltert und schliesslich enthauptet wurde, um das "Final Now" zu erreichen. 

Beim Umzug auf die Barker Ranch musste die Family ihre verbliebenen altersschwachen Fahrzeuge reparieren. Gleichzeitig machte Manson den Fehler, ein Baustellenfahrzeug, dass dem Trek im Weg stand, anzuzünden. Das brachte die Polizei erneut auf die Spur der Family.
In der Barker Ranch war die Family noch stärker von der Zivilisation abgeschnitten. Manson hatte die Ranch schon Ende 1968 ausgekundschaftet und auch einen Blick auf die benachbarte Myers Ranch geworden. Sie gehörte Arlene Barker, der Grossmutter des Family-Mitglieds Catherine Gillies. Im November 1968 gab ihr Manson eine goldene Platte der Beach Boys im Gegenzug für Nutzungsrechte. Da die Family aber nicht genug Geld hatte, die Ranch zu kaufen, soll angeblich der Plan bestanden haben, Arlene Barker zu liquidieren. Dieser Plan soll nur an einer Reifenpanne gescheitert sein.
Gillies, ein ehemaliges Groupie der Gruppe Buffalo Springfield, soll auch den Wunsch geäussert haben, an den Überfällen auf die Tate-LaBianca-Häuser mitzumachen, wurde aber nicht mehr gebraucht.
Manson selbst wurde in der Wüste zunehmend paranoider und gewalttätiger. Es gab mehrere Übergriffe auf Family-Mitglieder. Gleichzeitig phantasierte er sich immer mehr in einen Endkampf mit dem Establishment hinein und soll in Erdlöcher Eingänge zur Hölle hineinphantasiert haben. Angeblich war sein grössenwahnsinniger Plan, dass er tausende Oppositioneller aus Kalifornien bei sich in der Wüste sammelte. Dort wollte er sie dann unter seiner Führung auf den Gegenangriff vorbereiten. Aus den gestohlenen Dünenbuggies, die er teilweise bewaffnen und panzern liess, wollte er angeblich ein "Dune Buggy Attack Battallion" aufbauen. Einige Beobachter meinen aber auch, dass Manson die Situation psychisch eskalieren lassen musste, um so seine Anhänger bei der Stange zu halten. Es gab nämlich auch einige ehemalige Sympathisanten, die trotz der Gehirnwäsche mit Fluchtgedanken spielten und dann - wenn diese bekannt wurden - mit dem Tode bedroht wurden.
Die Anhänger Mansons übten sich auch immer mehr im Umgang mit Waffen. Neben dem Messertraining, das sie schon seit einer Weile betrieben haben, verbesserten sie auch ihre Schussleistung.
Doch all diese Planungen konnten nicht verhindern, dass die Polizei zu einer neuen Razzia am 10.-12.10.1969 ansetzte und bei dieser auch die von Manson bestellten Wachen ausschaltete, ohne dass jemand getötet wurde. Es wurden allerdings einige Gegenstände in den Gebäuden zerschossen.
Es ging diesmal wieder um Autodiebstahl und um Vandalismus. Die Manson Family hatte sich durch ihr rabiates Umgehen mit fremdem Eigentum und durch das Bedrohen einzelner Polizisten keinen gefallen getan.

Die Polizeiermittlungen wegen der Morde - nicht wegen der Autodiebstahle, verliefen dagegen ergebnislos. Die verschiedenen Polizistenteams der Tate- und LaBianca-Morde arbeiteten nicht gut zusammen und wollten lange keine Verbindungen zwischen beiden Taten erkennen.
Erst mit der Zeit häuften sich Verdachtsmomente durch Aussteiger wie Kitty Lutesinger und Danny de Carlo. Den Durchbruch brachte aber Susan Atkins, die im Gefängnis zu laut von ihren Taten erzählte und schwärmte. Einige Zelleninsassinnen überlegten dann, ob sie mit diesen Informationen zur Polizei gehen sollten, zumal Atkins von weiteren Mordplänen berichtete. Ronnie Howard und Virginia Graham beschlossen dann, sich der Polizei zu offenbaren, wurden aber zunächst durch die Ungläubigkeit und Bürokratenmentalität gehindert. Schliesslich kam der Fall aber doch ins Rollen.

Die Polizei began jetzt, intensiv in die richtige Richtung zu ermitteln. Gleichzeitig fand ein Junge eine Tatwaffe. Die Anklage wurde von dem ambitionierten Staatsanwalt Vincent Bugliosi geleitet. Einer seiner Assistenten wurde Stephen Kay. Angeklagt waren zunächst Charles Manson selbst, Susan Atkins, Leslie van Houten und Patricia Krenwinkel.
Nach aussen hin wurde der Manson-Prozess zu einer Riesenshow. Er wurde auch zu einer der teuersten Prozesse in der kalifornischen Geschichte. In Folge der Hippiezeit und politischer Umwälzungen zog er maximale Aufmerksamkeit von internationalen Medien, Einheimischen und Touristen auf sich.
Den Angeklagten drohte die Todesstrafe.

Protestierende Manson-Anhängerinnen vor dem Gerichtsgebäude.
(Nancy Pitman, Sandra Good, Kathryn Lutesinger, Catherine Gillies)

Ein Reporter interviewt protestierende Manson-Anhängerinnen.
(Namen siehe oben; UCLA-Video, erst später publiziert)

Während die Staatsanwalt schwere Geschütze auffuhr, bereiteten sich auch die Verteidiger auf die grosse Schlacht vor. Charles Manson sollte zuerst von Ronald Hughes verteidigt werden, entschied sich dann aber für Irving Kanarek, der bekannt dafür war, Gerichtsverhandlungen durch Shows, Spitzfindigkeiten und langes Reden hinzuhalten.
Doch Manson zog auch seine eigenen Fäden: Er bemühte sich, die Frauen zu überreden, die Verantwortung für die Taten auf sich zu nehmen. Abweichler oder Zeugen wurden eingeschüchtert. Manson hatte innerhalb und ausserhalb der Gefängnismauern immer noch viele Anhänger. Einige davon hielten regelmässig vor dem Gerichtsgebäude Wache. Besonders Frauen sangen für ihn.
Manson versuchte, im Prozess den "Psycho-Guru" zu geben. Er starrte seine Gegner an und riss sich sogar einmal los, um den Richter anzuspringen. Die anwesenden Polizisten konnten ihn kurz vor dem Ziel stoppen.
Einmal ritzte sich Manson ein X in seine Stirn. Viele Anhänger taten es ihm gleich. Dann liess er sich die Haare scheren und machte aus dem X ein Hakenkreuz. Auch das wurde von einigen imitiert.

Eine ehemalige Anhängerin der Family, Barbara Hoyt, die Mansons Aggressivität in der Wüste kennengelernt hatte und im Gegensatz zu den anderen Anhängern über die Mordtaten entsetzt war, wollte nun auch aussagen. Sie wurde aber von zwei Anhängerinnen unter einem Vorwand nach Hawaii gelockt und dort mit einem LSD-haltigen Burger vergiftet. Hoyt rannte unter diesem Eindruck mehrere Strassenzüge weit, bis sie von Passanten gestoppt und in ein Krankenhaus gebracht werden konnte. Sie überlebte den Anschlag und beschloss nun erst recht, auszusagen.

Noch härter erwischte es den Anwalt von Leslie van Houten, Ronald Hughes. Hughes, der anfangs sogar Manson verteidigen sollte, versuchte nun, seine Mandantin zu überreden, nicht alle Schuld von Manson auf sich zu nehmen. Dafür verfluchte der ihn im Gerichtssaal.
Hughes verschwand daraufhin und wurde erst Monate später tot gefunden. Es kam heraus, dass er bei einem Wanderausflug verstorben war. Ob es sich dabei um einen Mord oder Unfall handelte, konnte nicht genau geklärt werden. Auf jeden Fall ist sein Verschwinden zu diesem Zeitpunkt verdächtig, zumal er in Begleitung eines jungen Ehepaares war, James Forsher and Lauren Elder. Es wurde spekuliert, dass dieses Paar oder zumindest die Frau mit den Manson-Anhängern James und Lauren Willett identisch war, die ihrerseits beide später umgebracht wurden. Allerdings waren die Gegend damals so stark durch ein Unwetter betroffen, dass auch ein Unfall denkbar wäre.

Der eigentliche Fallstrick für die Manson Family war aber ihre Fahrerin Linda Kasabian. Bugliosi gelang es, Kasabian gegen Strafmilderung zu einer Aussage über die Mordtaten zu überreden. Damit war die Family mit einer Tatzeugin aus erster Hand konfrontiert. Auch die Versuche der Anwälte, die Zeugin wegen ihres Drogenkonsums und der Beeinflussung durch die Ermittler unglaubwürdig zu machen, scheiterten.

Am Ende des langen Prozesses wurde alle Angeklagten zum Tod in der Gaskammer verurteilt. Ähnlich erging es Tex Watson und Bruce Davis, deren Prozesse später stattfanden.
Die Rettung in letzter Not für die Delinquenten kam aber dadurch, dass der Oberste Gerichtshof von Kalifornien kurz nach dem Prozess die Todesstrafe abschaffte. Sie waren nun zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt und hatten nach einer gewissen Zeit die Chance auf Bewährung. Dies rief aber die Mitglieder der Opferfamilien auf den Plan, die durch politische Einflussnahme versuchten, die Hürden für eine Bewährung möglichst hoch zu hängen und somit eine Freilassung zu verhindern.


VI. Nach dem Prozess



In Folge des Prozesses wurde über weitere Mordtaten spekuliert, die vor, während oder nach dem Prozess stattgefunden haben sollen. Einige gelten fast als sicher, andere werden nur vermutet.
Diese Sichtweise stützt sich auf Aussagen von Ermittlern wie Bugliosi, aber auch auf Angehörige der Family wie Sandra Good.

Im Jahre 1977 konnte der Mord an Donald "Shorty" Shea aufgeklärt werden. Seine Leiche wurde ohne Kopf gefunden.

Liste der möglichen weiteren Morde:

 1. Nancy Warren und Cilda Delaney (13.10.68)
 2. Marina Habe (30.12.68)
 3. Darwin Scott (27.05.69); ein Onkel Mansons
 4. Mark Walts (17.06.69)
 5. Suzanne Scott (Susan Scott?)/"Jane Doe" (= unbekannte Person) (06.69)
-> dazwischen verliefen die Tate-LaBianca-Massaker
 6. John "Jesus" Haught (05.11.69); angeblich beim Russischen Roulette gestorben
 7. Sherry Cooper/"Jane Doe" (16.11.69)
 8. James Sharp und Doreen Gaul (21.11.69); Scientology
 9. Joel Pugh (01.12.69); Ehemann von Sandra Good
10. Ronald Hughes (ca. 11.70); Anwalt von Leslie van Houten)
11. Diverses: Karl Stubbs, Fillippo Tennerelli...

Sandra "Blue" Good und Lynette "Red" Fromme


Charles Manson benötigt nach seiner Verurteilung Schutz im Gefängnis und verhandelt dafür mit der Aryan Brotherhood (AB). Im Gegenzug unterstützen seine Anhängerinnen die AB-Mitglieder in der Freiheit (u. a. sexuell).
Die Gefangenenorganisation Aryan Brotherhood war in den 60er-Jahren als Gegengewicht zu inhaftierten Black Panthers gegründet worden. Hinter Gefängnismauern hielt sich noch die alte Rassentrennung Amerikas.
Vor allem Sandra Good, Lynette Fromme, Nancy Pitman und Catherine Share werden nun im Verbund mit AB-Mitgliedern zu Unterstützern Mansons von aussen. Für diesen erwächst aus der neuen Gruppenkonstellation jedoch auch Konkurrenz, da AB-Mitglieder tendenziell sehr machtbewusst sind.
Manson distanzierte sich später wieder von der Aryan Brotherhood, wohl auch, weil er es ablehnte, im Gefängnis einen Schwarzen zu töten.
Charles Manson blieb aber weiterhin einflussreich. Die Frauen schmuggelten bei Besuchen nicht nur Nachrichten und Gegenstände wie Waffen für ihn und die Aryan Brotherhood ins Gefängnis und wieder heraus, sondern bekamen von ihm auch Vorschläge für weitere politische Aktionen.
Es ging dabei zuallererst um die Befreiung Mansons, aber später (s. u.) auch um ökologische Aktionen.

Im Jahre 1971 scheiterte ein Überfall von Manson-Family- und AB-Mitgliedern auf einen Waffenladen in Hawthorne (Hawthorne-Shooting). Den eintreffenden Polizisten gelang es, die Angreifer kampfunfähig zu schiessen. Der mutmassliche Plan der Gruppe war, mit den Waffen einen Jumbo-Jet zu entführen und somit Manson freizupressen. Angeblich sollte im Falle, dass der Staat nicht nachgibt, jede Stunde ein Passagier erschossen werden.
Auch konkurrierende Gruppen wie die Lyman Family planten Befreiungsversuche. Hier dachte man an einen Hubschrauber. Lynette Fromme erzählte dem Journalisten Paul Krassner darüber.

Im November 1972 kam es zum nächsten (nachweisbaren) Gewaltakt, dem Stockton-Massaker. Eine Gruppe aus Manson- und AB-Anhängern tötete in Stockton ein befreundetes junges Ehepaar: James und Lauren Willet. Das Motiv dafür ist unklar, möglicherweise ging es um Zeugenbeseitigung. Das Paar oder wenigstens Lauren Willet wurde auch mit dem Tod von van Houtens Anwalt Ronald Hughes Ende 1970 in Verbindung gebracht.
1978 wurden zwei AB-Mitglieder erschossen aufgefunden, von denen mindestens einer mit dem Stockton-Massaker zu tun hatte.

Im Jahre 1973 wurde dann ein Dokumentarfilm über die Manson Family gedreht. Dabei kamen noch verbliebene Anhänger, ehemalige Anhänger und Ermittler zu Wort. Viele Anhänger waren noch auf dem Ranchgelände zu finden. Teilnehmende Personen sind: Lynette Fromme, Sandra Good, Nancy Pitman, Mary Brunner, Bruce Davis, Clem Grogan, Staatsanwalt Vincent Bugliosi u. a. Es kamen auch Frauen zu Wort, die mit Susan Atkins im Gefängnis sassen und schliesslich die Aufklärung der Mordfälle vorantrieben.
Regie führten Robert Hendrickson und Laurence Merrick. Letzterer wurde 1977 von einem Unbekannten erschossen. Die Musik stammte von Brooks Poston und Paul Watkins aus der Family (!).

Berühmt wurde der Film u. a. durch eine Szene, in der 3 Frauen aus der Gang mit Waffen posierten und Spitzeln drohten:














Der Film "Manson" (1973): Nancy Pitman, Lynette Fromme und Sandra Good;
die drei Damen waren mit die radikalsten Anhängerinnen Mansons;
Lynette Fromme hielt 1975 sogar eine Waffe auf Präsident Ford!

Doch dies waren nicht die einzigen Ereignisse nach dem Manson-Prozess. Sandra Good gab den Medien mehrere Interviews, in denen sie von einem Krieg sprach, in dem es nunmal Tote gebe. Sie bezeichnete die Inhaftierten als "gute Soldaten" und zog Vergleiche mit Vietnam. Berühmt sind auch Aussagen wie "Los Angeles will burn to the ground" und "your children will rise up and kill you". Die revoltierenden Kinder seien eine Reflexion der Gesellschaft.
In den damaligen Interviews - wie auch in späteren - stellte sie die Morde auch so dar, dass sie zwar innerhalb einer revolutionären Stimmung geschehen seien, aber nicht primär für ein Helter Skelter, wie Vincent Bugliosi behauptet, sondern als Antwort auf die Verhaftung Bobby Beausoleils gedacht gewesen seien. Durch eine solche Ablenkungstat haben man einen "Bruder" aus dem Gefängnis bekommen wollen.
In ihren Interviews verriet Sandra Good auch einige Informationen über ihren Familienhintergrund. Die Kameradschaft, die Manson predigte, verglich sie mit den Einstellungen ihres Vaters, während sie gleichzeitig sagte, dass sie inzwischen so weit sei, dass sie schon ihre Mutter töten könne. Diese bekam von dem Interview Wind und äusserte sich in einem eigenen Interview entsetzt.

Sandra Good stammte aus einer reichen, aber innerlich zerrütteten Bankiersfamilie. Ihr Vater verliess nach einem Streit mit ihrer Mutter schon früh das Haus und diese lebte dann ihre Neurosen an den drei Töchtern aus. So fädelte sie einmal ein gemeinsames Essen ihrer Tochter mit dem späteren Juristen Stephen Kay ein, der als ambitioniert galt und später neben Bugliosi eine grosse Rolle in der Anklage gegen Charles Manson spielen sollte. Vor Gericht reagierte er dann verlegen auf Goods Hinweis auf das frühe Meeting in Schulzeiten.
Sandra Good hatte ausserdem schon immer gesundheitliche Probleme mit dem Atmungsapparat und wäre als Kind fast gestorben. Ihre Mutter schien das nicht besonders getroffen zu haben. Ihr war eher am sozialen Status gelegen.
Auch die mittlere Schwester Ginny Good rebellierte gegen das System, schloss sich schon früh der Hippiebewegung an und traf Bands wie The Charlatans und Jefferson Airplane. Einer ihrer Freunde, Gérard Jones, schrieb später das Buch "Ginny Good" über sie. Ginny Good starb aber 1982 an einer Überdosis Drogen.

Ginny Good, die Schwester Sandra Goods

Die verbleibenden Anhänger der Family standen nun trotz ihrer vielbeachteten Interviews unter Zugzwang:
Sie wollten unter der Führung von Lynette Fromme zeigen, dass die Manson Family weiter existiert sowie politisch agieren und zuschlagen kann. Möglicherweise wurde dieser Wunsch auch von der nachlassenden Medienaufmerksamkeit angeheizt. Den Kern bildeten dabei Lynette Fromme, Sandra Good sowie Nancy Pitman bis auch letztere wegzog.
Die Lethargie beendete Charles Manson selbst, mit dem Frauen über Kassiber regelmässig in Verbindung standen. Um 1974 initiierte er die Aktion "Ökokill". Die in Sacramento verbliebenen Anhängerinnen sollten sich demnach radikal dem Umweltschutz widmen und sich entgegen dem früher permissiven Leben in nonnenähnlichen Gewändern bewegen und sittsam leben. In langen Gewänder liefen Lynette Fromme und Sandra Good durch die Stadt und warnten vor einer nahenden ökologischen Katastrophe. Gleichzeitig drohten sie mit Gewalt gegen Industrieanlagen.

Lynette "Red" Fromme
Sandra "Blue" Good

Diese Ideen Mansons stehen auch im Zusammenhang mit der Gründung des Order of the Rainbow zum Schutze der weltweiten Umwelt. Dabei erhielten Mansons Anhängerinnen jeweils eine Farbe zugewiesen. Sandra Good war z. B. wegen ihrer blauen Augen "Blue" und Lynette Fromme wegen ihrer roten Haare "Red". Die Anhängerinnen trugen plötzlich Nonnenkleidung und lebten deutlich disziplinierter als in der Zeit auf der Ranch.
Ausserdem wurden noch die bis heute tätige Umweltschutzorganisation Air, Tree, Water, Animals (ATWA) gegründet sowie der International Court for Redistribution (ICRD). Hinter dem ICRD steckten aber v. a. Sandra Good und Lynette Fromme sowie einige AB-Anhänger.
Das Ziel solcher Organisationen waren Angriffe auf Politiker und Wirtschaftsführer, die man für die Umweltverschmutzung verantwortlich machte, aber auch Spitzel in den eigenen Reihen.
Zur Einordnung muss man sich klar machen, dass die Zeit der späten 60er und frühen 70er eine Zeit des politischen Umbruchs war und viele dubios klingende "Guerillaorganisationen" gegründet wurden wie die Symbionese Liberation Army (SLA).


Sandra Good und Lynette Fromme blieben nicht nur bei Ankündigungen. Sie verschickten Drohbriefe an Politiker und Manager und führten Drohanrufe durch, in denen sie ihre Stimme verstellten (z. B. mit deutschem Akzent). In der damaligen Zeit konnten Anrufe noch nicht so gut überwacht werden.
Auch die US-Regierung unter Nixon und dann Ford erhielt Drohbriefe.
Die Frauen spielten dabei auch gerne auf die Tate-LaBianca-Morde mit Begriffen wie "hacken" und "Hackmesser" an. Möglicherweise waren die bescheidenen Presse-Reaktionen ein Grund für die folgende Eskalation der Ereignisse.

Im Jahre 1975 erfuhr Fromme, dass US-Präsident Gerald Ford an ihrem Heimatort vorbeikommen würde.
Sie besorgte sich über ihren "Sugar-Daddy" Harold "Manny" Boro eine Pistole vom Typ Colt M1911 (Kal. .45). Möglicherweise waren auch Sandra Good oder weitere Teilnehmer involviert. Das konnte nachher nicht mehr nachgewiesen werden.
Am 05.09.1975 zielte Fromme in Sacramento im Capitol Park auf den Präsidenten, es löste sich aber kein Schuss. Frau Fromme konnte durch anwesende Sicherheitskräfte überwältigt werden. Bei den nachfolgenden Ermittlungen blieb unklar, ob Lynette Fromme in Mordabsicht gehandelt hatte. Im Magazin waren offenbar 4 Patronen, die Waffe war aber nicht durchgeladen. Das Gericht wertete im darauffolgenden Prozess den Angriff aber als Mordversuch und verurteilte Fromme zu einer langen Freiheitsstrafe. Fromme behauptete dagegen, sie haben sich nur für den Schutz der Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) einsetzen wollen.
Obwohl der Angriff Frommes abgewehrt werden konnte, galt das Agieren der Sicherheitsbehörden teilweise als Fehlschlag. Die Dienste hatten durchaus potentiell gefährliche politische Gruppen aus dem links- und rechtsextremistischen Spektrum unter Beobachtung, aber eben nicht die Reste der Manson Family.

Das fehlgeschlagene Attantat auf Ford liess die verbliebenen Manson-Anhänger aber nicht ruhen. Schon kurz nach dem Attentat - an dem ihr keine Beteiligung nachgewiesen werden konnte - ab Good ein Radiointerview bei CBC, in dem sie sich zuerst mit der Moderatorin Barbara Frum anlegte und dann mit einer "Welle von Mördern" (wave of assassins) gegen Umweltverschmutzung und Waldsterben drohte. Nachdem sich die Moderatorin nicht provozieren liess und Good noch verspottete, legte diese auf.
Doch Sandra Good holte schnell zum nächsten Schlag aus: Um den 11.09.75 übergab sie eine Liste mit etwa 70 Todeskandidaten aus Wirtschaft und Politik, der diese Liste dann aber dem FBI übergab.
Good wurde zusammen mit der neu gewonnenen Manson-Anhängerin Susan Murphy im Dezember 1975 angeklagt, im März 1976 in allen Anklagepunkten für schuldig gesprochen und im April zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt.

Barbara Frum (Radiointerview mit Sandra Good)

In der Folgezeit spaltete sich die Anhängerschaft Manson in Loyalisten und "Renegaten", die seiner abgeschworen hatten.
Die Tate-Mörder Watson, Atkins, van Houten und Krenwinkel schworen der Manson-Ideologie ab. Watson wurde sogar Pfarrer und zeugte in der Folgezeit viele Kinder.
Fromme, Good und einige andere blieben dagegen Manson loyal.
Andere schwankten zwischen Pro und Contra oder blieben wie Catherine Share viele Jahre loyal und wandten sich dann von ihm ab.

Good und Fromme machten auch im Gefängnis von sich reden.
Lynette Fromme geriet 1979 mit der Mitinsassin Julienne Busic, einer kroatischen Nationalistin und Flugzeugentführerin, in Konflikt und griff sie mit einem Hammer an.

Sandra Good blieb bis Dezember 1985 im Gefängnis, in das sie wegen Todesdrohungen an Manager gesteckt wurde.

Im selben Jahr kam auch Clem Grogan frei. Der wegen Mordes verurteilte Manson-Anhänger hatte das Glück, dass er vom Richter für dumm gehalten wurde und ihm deshalb keine tiefe Mordplanung zugetraut wurde.


Sandra Good zog durfte nach ihrer Freilassung für einige Zeit Kalifornien nicht besuchen. Stattdessen zog sie nach Vermont und verschrieb sich weiterhin dem Umweltaktivismus. 1989 wurde sie von Journalisten enttarnt (sie wohnte unter anderem Namen), stellte sich aber einigen Interviews.
In den 1990er-Jahren trat sie in mehreren Talkshows auf, darunter bei Ron Reagan, dem Sohn von US-Präsident Ronald Reagan. Begleitet wurde sie dabei von ihrem damaligen Freund George Stimson. Beide errichteten für einige Zeit auch eine Homepage über ATWA.

Sandra Good in einer Talkshow von Ron Reagan 
(Ron Reagan ist ein Sohn des Präsidenten Reagan)

Sandra Good in der Bertice Berry Show 
(mit satanist. Manson-Anhängern und Gegnern)

Bis auf Clem Grogan blieben die meisten wegen Mordes verurteilten Manson-Anhänger im Gefängnis. Ihre Gesuche auf Begnadigung wurden abgewiesen. Dabei spielte auch der Aktivismus der Mutter von Sharon Tate sowie anderer Angehöriger der Mordopfer eine Rolle.
Das heisst aber nicht, dass die Manson-Anhänger im Gefängnis untätig blieben. Charles Manson und Bobby Beausoleil machten weiter Musik oder betätigten sich künstlerisch. Später unterhielten einige Inhaftierte auch Homepages, die als Quelle sehr interessant - wenn auch oft einseitig - sind.

Medial war das Echo auf Charles Manson und seine Family weiterhin gross, auch wenn Opferverbände dies oftmals beklagten. Die Lieder von Charles Manson wurden u. a. von der Gruppe Guns 'n Roses und Marilyn Manson gecovert.

Die Polizei legte den Fall Manson aber weiterhin nicht zu den Akten. 2008 wurden zum Beispiel die Ranches mit Spürhunden durchsucht. Die Hunde schlugen zwar an, es konnten aber keine Leichen gefunden werden.

Lynette Fromme schlägt nach ihrer Freilassung nach dem Kameramann von INSIDE edition.
Auf ihrem Auto klebte der Aufkleber: "Proud Born Again Pagan".

Lynette Fromme blieb bis zum August 2009 im Gefängnis, sie kam also nach über 30 Jahren Haft frei.
Als Fromme freigelassen wurde, lauerten ihr Reporterteams auf und stellten sie mit einem anderen freigelassenen Ex-Häftling auf einem Wal-Mart-Parkplatz. Dabei schlug sie wütend nach der Kamera.
Auf dem Van, in dem beide unterwegs waren, befand sich ein Aufkleber mit der Aufschrift "Proud Born Again Pagan" in Anspielung auf den konservativen Aufkleber "Proud Born Again Christian".

Susan Atkins starb kurz darauf im September 2009 an einem Gehirntumor. Trotz ihrer schweren Krankheit wurde ihr eine Entlassung verweigert.

Im selben Jahr soll sich auch Sandra Good nach vielen Jahren wieder mit ihrer Familie versöhnt haben. Es wird aber gesagt, dass sie ihm nie ganz abgeschworen hat. Zwischen Manson und ihr gab es wohl auch Verstimmungen, weil sie von ihm hergestellte Produkte vermarktete. Angeblich soll sich das dann aber wieder eingerenkt haben und sie ihn weiter unterstützen. Das sind aber nur Gerüchte, die aus dem Umfeld der Beteiligten hinausdrängen und nicht sicher verifiziert werden können.

Sandra Good auf einem Maultier (www.gpsjr.com)


Fortsetzung folgt (wahrscheinlich) ...








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