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Donnerstag, 15. August 2013

IBERER

Iberische Falcata

Die Iberer waren vorindogermanische Völker (bzw. Stämme), die vom 6. Jhd. v. Chr. (oder früher) bis zu ihrer Romanisierung auf der Iberischen Halbinsel siedelten. Dort waren sie v. a. im Südosten zu finden, was auch am Verfolgungsdruck anderer Völker lag.
Der Name Iberer stammt vom lat. Hiberus (Spanier), was sich wiederum auf Iberus (Ebro) bezieht.
Die Iberer gerieten schon vor der Romanisierung unter Verfolgungsdruck durch Karthager und Kelten.
Der Ursprung der Iberer ist umstritten. Es kann sich um einheimische Gruppen aus spätbronzezeitlicher Tradition gehandelt haben, aber auch um Gruppen, die aus Afrika eingewandert sind. Selbst dann ist noch die Frage, ob sie aus Nordafrika stammten oder aus dem östlichen Mittelmeerraum.
Die genaue ethnische Zugehörigkeit ist noch nicht geklärt. Genetische Hinweise deuten entweder auf west- oder auf osteuropäische Ursprungsgebiete hin. Einige Forscher glauben, dass die Iberer schon in der späten Jungsteinzeit, vielleicht schon im 4. Jtd., in die Iberischen Halbinsel eingewandert sind.
Eine Theorie besagt, dass in der späten Jungsteinzeit in Europa eine grosse Megalithkultur (weitgehend einheitlich) geherrscht hat und die Iberer ein Teil dieser Kultur waren.

Die Iberische Halbinsel (Iberia) um 300 v. Chr.

Die Iberer bildeten eine Kulturgruppe, die Gemeinsamkeiten in Sprache, Tracht, Siedlungsweise, Kunst (Keramik) und Bewaffnung aufwies.
Eine frühe Quelle über die Iberer ist der römische Geschichtsschreiber Marcus Terentius Varro (Plinus maior; Nat. Hist. III, 1 - 8), der behauptet, Spanien sei von Iberern, Perser, Phöniziern, Kelten und Puniern (Karthagern) besiedelt worden.
Anm.: Statt Persern sollte man die Griechen nennen!
Quellentext: "in universam Hispaniam M. Varro pervenisse Hiberos et Persas et Phoenicas Celtasque et Poenos tradit."
Auch griechische Schriftsteller berichten von Iberern, die neben den Ligurern (NO-"Spanien", Südgallien, NW-Italien) die Halbinsel besiedelten. Die Iberer sind aber nicht mit den "kaukasischen Iberern" am Schwarzen Meer zu verwechseln!

Kriegerrelief von Osuna - Iberischer Ritter (Moixent, Valencia)

Die Phönizier errichteten einen frühen Handelsstützpunkt auf der Halbinsel Gadir (Gades), heute Cadiz. Wahrscheinlich trafen sie dabei oder etwas später auch auf Iberer. Auch Griechen bauten Kontakte auf die Iberische Halbinsel auf. Ein wichtiges Handelsgut war Silber.
Die Iberer hatten Kenntnisse in Metallverarbeitung (Bronze) und im Ackerbau. Später gab es eine ausdifferenzierte gesellschaftliche Schichtung und einen Städtebau. Die befestigten Städte, auch Oppida genannt, breiteten sich von Süden bis an die heutige spanisch-französische Grenze aus. Beispiele sind die Oppida von Ullastret und Enserune.

Ab dem 5. Jhd. v. Chr. wanderten die Kelten westwärts und übten Druck auf Ligurer, Italiker und Iberer aus. Im Nordwesten bildeten sich als Mischvolk die Keltiberer, deren Sprache aber fast ausschliesslich keltisch war. Eine übliche Stammeseinteilung der Iberer ist daher: Keltiberer, Lusitanier, Asturer und Kantabrer, Turdetaner.
Die Iberer trieben intensiven Handel mit anderer Kulturen, besonders mit Karthagern und Griechen.
Handelsprodukte waren neben anderen Kunstgegenstände (Keramik) und Silber. Die iberische Kunst übernahm dabei auch Ideen der Nachbarvölker und der Griechen.
Im 3. Jhd. bekamen die Iberer in den Punischen Kriegen auch Druck aus dem Süden. Die Karthager besetzten das Land eine Zeit lang und Hannibal setzte in seinem Heer gegen Rom auch iberische Truppen ein. Nachdem die Karthager aber von den Römern besiegt worden waren, erwiesen sich die Römer als das Volk, das die politische Unabhängigkeit der Iberer endgültig beenden würde. Auf die politische Unterwerfung folgte dann die kulturelle Romanisierung.
(Nach dem Römischen Reich griffen Germanen, Araber und Mauren nach der Iberischen Halbinsel.)

Dama de Elche (gef. 1897) - Dama de Guardamar (D. de Cabezo Lucero; gef. 1987)

Die iberische Sprache ist nur schwer zuzuordnen. Sie wird allgemein zum Kreis der altmediterranen Sprachen zugeordnet. Ob sie aber mit dem Baskischen verwandt ist, ist umstritten.
Iberische Texte liegen bislang aus der Zeit zwischen dem 5. und dem 1. Jhd. v. Chr. vor. Die meisten Kurztexte stammen aus Weih- und Grabinschriften. Beschreibstoffe waren Keramik, Stein oder Bleiplatten. Bis heute sind rund 2000 Inschriften entdeckt worden. Diese sind meistens kurz gehalten. Eine von mehreren Ausnahmen bildet die Inschrift von Yatova (Valencia) mit mehr als 600 Zeichen.
Zur Aufzeichnung dienten mehrere Schriftsysteme:
Die nordostiberische Schrift, die südostiberische Schrift, die mit ihr verwandte südlusitanische (tartessische) Schrift, die keltiberische Schrift und z. T. die gräko-iberische Schrift aus dem heutigen Alicante (und Murcia) an der Südostküste. Die tartessische Schrift ähnelt der südostiberischen Schrift.
Alle Schriften stammen ursprünglich von der phönizischen Schrift ab, möglicherweise mit einer griechischen Vermittlerrolle.
Die meisten gefundenen Inschriften wurden in der nordostiberischen Schrift beschrieben, daher gilt diese an sich regional begrenzte Schrift bei vielen Forschern auch als DIE iberische Schrift. Glücklicherweise gilt diese Schrift auch als weitgehend entziffert, so dass wir zum einen eine angemessene Materialsammlung haben und zum anderen diese entziffern können. Schwierig ist nur die Sprachrekonstruktion aus dem entzifferten Material.

Platte von Ullastret

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